Der ICE Brent schloss gestern etwas mehr als 1 % höher, wobei sich der Markt dem Niveau von 65 USD/Barrel annäherte. Die Marktteilnehmer scheinen sich mehr Sorgen um Versorgungsrisiken zu machen als um die Wahrscheinlichkeit eines künftigen Überschusses, wie die Rohstoffexperten Ewa Manthey und Warren Patterson von ING anmerken.
„Diese Bedenken spiegeln sich deutlich im Markt für Mitteldestillate wider, wo der ICE-Gasoil-Crack weiter anzog. Er liegt nun bei über 38 USD/Barrel, gegenüber etwa 23 USD/Barrel Mitte Oktober. Unterdessen stieg der Prompt-ICE-Gasöl-Timspread auf eine Backwardation von mehr als 43 USD/Tonne. Die Sorgen um die russische Dieselversorgung angesichts der Sanktionen und der ukrainischen Angriffe auf russische Raffinerien treiben die Marktstärke an.“
Die Stärke des Marktes für Mitteldestillate dürfte die Raffinerien dazu veranlassen, die Renditen aus Mitteldestillatprodukten zu maximieren. Gleichzeitig dürfte die allgemeine Stärke der Raffineriemargen die Raffinerieauslastung unterstützen. Die Stärke der Raffineriemargen macht eine eher bärische Einschätzung des Rohölmarktes sicherlich weniger wahrscheinlich. ICE Futures Europe gab bekannt, dass die Lieferung von Diesel im Rahmen des ICE-Gasölkontrakts, der aus russischem Öl in Drittländern hergestellt wird, ab Januar verboten sein wird. Dieser Schritt der Börse steht im Einklang mit dem EU-Verbot für aus russischem Öl gewonnene Raffinerieprodukte, das ebenfalls im Januar in Kraft tritt.
Die Zahlen des American Petroleum Institute zeigen, dass die US-Rohölvorräte in der letzten Woche um 4,4 Millionen Barrel gestiegen sind. Auch bei raffinierten Produkten kam es zu einem Anstieg der Lagerbestände, wobei die Benzin- und Destillatvorräte um 1,5 Millionen Barrel bzw. 600.000 Barrel zunahmen. Insgesamt fiel der Bericht relativ pessimistisch aus. Der Markt wird sich jedoch eher auf die Veröffentlichung der viel beachteten Lagerbestandszahlen der US-Energieinformationsbehörde (EIA) später am Tag konzentrieren.