Der Schaden für die Unabhängigkeit der Fed muss nicht mit einem großen Knall erfolgen, sondern könnte viel subtiler sein. Die Fed wird von Teilen des MAGA-Lagers kritisiert, weil sie angeblich zu viel Geld ausgibt: zu viele Mitarbeiter, das neue Bürogebäude ist zu teuer („ein zweiter Palast von Versailles“) usw. Deshalb muss sie der politischen Kontrolle unterworfen werden, meint Ulrich Leuchtmann, Leiter des FX- und Commodity-Research der Commerzbank.
„Ich bin auch manchmal überrascht, dass in einer Zeit, in der sich die Geschäftsbanken in neuer Bescheidenheit üben (vor meinem Büro steht seit Monaten ein Baugerüst!), die Zentralbanken Gebäude bauen, die einem die Kinnlade herunterfallen lassen. Diese Beobachtung ist eigentlich ein Argument für die Unabhängigkeit der Zentralbanken. Sie zeigt, dass niemand, der Geld drucken kann, der Versuchung widerstehen kann, unnötig Geld auszugeben. Nicht einmal die Zentralbanken. Es ist nur so, dass es in ihrem Fall nicht so schlimm ist. Sie können keine so riesigen, palastartigen Bürogebäude bauen, dass es makroökonomisch relevant wird. Hätten die Finanzminister diese Möglichkeit, sähen die Dinge ganz anders aus.“
„Der makroökonomische Schaden wäre enorm, mit einer sich beschleunigenden Inflation als Folge. Es ist daher hundertmal besser, den Zentralbanken ihre Gebäude und ihre üppige Personalausstattung zu lassen, als ihre Unabhängigkeit anzugreifen. Die Fed hat nun angekündigt, dass sie in vorauseilendem Gehorsam 10% ihres Personals abbauen wird. Beruhigt mich das? Ganz im Gegenteil! Die Fed hat gezeigt, dass sie auf politischen Druck reagiert.“
„Im schlimmsten Fall könnten wir mit einer Fed enden, die so stark geschrumpft ist, dass sie de facto handlungsunfähig ist. Ganz ähnlich wie USAID. Dies ist ein weiterer Weg, wie die Unabhängigkeit der Zentralbank abgeschafft werden kann.“