Der Kryptomarkt zeigt sich aktuell von seiner wackeligen Seite – und XRP steht dabei besonders unter Druck. Während geopolitische Spannungen im Nahen Osten die Märkte nervös machen, rutscht der Ripple-Coin langsam, aber spürbar ab. Am Dienstagmorgen notierte XRP bei rund 2,20 US-Dollar – ein Minus von etwa 1,5 % im Tagesverlauf.
Das alleine wäre noch kein Grund zur Sorge. Doch wenn man genauer hinsieht, wird klar: Da steckt mehr dahinter. Die Aktivität auf dem XRP-Netzwerk ist zuletzt regelrecht eingebrochen – und genau das könnte der Anfang einer größeren Abkühlung sein.
XRP hat vor Kurzem noch ein lokales Hoch bei 2,34 US-Dollar erreicht. Doch seitdem geht’s bergab – und das Timing ist kein Zufall. Innerhalb von nur drei Tagen ist die Zahl der aktiven Adressen auf dem XRP Ledger um sagenhafte 84 % eingebrochen. Von über 600.000 aktiven Nutzern am Samstag auf gerade mal 100.000 am Dienstag.
Das ist kein statistisches Rauschen. Das ist ein klares Signal: Das Interesse an XRP – vor allem an der tatsächlichen Nutzung des Ledgers – nimmt ab. Und das drückt natürlich auf die Nachfrage. Denn weniger Nutzer bedeuten weniger Transaktionen, weniger Dynamik, weniger Fantasie. Und genau das spiegelt sich nun im Kurs wider.
Aktuell bewegt sich XRP in einem klar definierten Korridor: Nach unten ist die Zone um 2,09 US-Dollar die letzte echte Bastion. Nach oben bremst der Widerstand bei 2,34 US-Dollar. In dieser Spanne pendelt der Kurs seit Tagen. Aber dieser Zustand wirkt eher wie eine Ruhe vor dem Sturm – nicht wie ein stabiler Boden.
Und dieser Sturm könnte von zwei Seiten kommen: Erstens durch geopolitische Unsicherheiten (Stichwort: Nahost-Konflikt), zweitens durch mangelnde Netzaktivität und das nachlassende Momentum im Futures-Markt. Beides ist aktuell in Bewegung – und leider nicht zu XRP’s Gunsten.
Werfen wir einen Blick in den Derivatemarkt: CoinGlass meldet aktuell ein offenes Interesse (Open Interest, OI) von rund 4 Milliarden US-Dollar. Klingt nach viel – ist aber deutlich weniger als noch Mitte Mai, als der Wert bei über 5,5 Milliarden lag.
Noch deutlicher ist der Trend bei den Liquidationen: In den letzten 24 Stunden wurden Long-Positionen im Wert von über 4 Millionen Dollar liquidiert – bei nur rund 740.000 Dollar an Shorts. Ein klares Signal: Viele Trader haben auf steigende Kurse gesetzt – und lagen damit falsch.
Gleichzeitig ist das Handelsvolumen in den Derivatemärkten um über 200 % auf 9,8 Milliarden US-Dollar gestiegen. Das klingt erstmal bullisch – bedeutet aber vor allem: Trader sichern ihre Positionen ab. Das Vertrauen ist wackelig, die Nervosität hoch.
Bevor es bei XRP in die eine oder andere Richtung knallt, dürfte ein anderes Ereignis für Spannung sorgen: die Sitzung der US-Notenbank am Mittwoch. Die Märkte warten gespannt auf das, was Jerome Powell und Co. sagen werden – vor allem in Bezug auf die Zinsprognosen.
Ein neuer Dot Plot und mögliche Aussagen zur weiteren Zinspolitik könnten den Ton für die nächsten Wochen setzen. Und auch, wenn Präsident Trump sich öffentlich gerne für niedrige Zinsen ausspricht – ein überdimensioniertes Budgetpaket in Billionenhöhe könnte die Fed eher zu einem hawkisheren Kurs zwingen. Und das wiederum könnte riskante Assets wie XRP belasten.
Auch aus technischer Sicht sieht es aktuell eher mau aus. Der Kurs bewegt sich in einem fallenden Trendkanal – und konnte selbst am Montag die obere Begrenzung nicht durchbrechen. Besonders bitter: Genau auf Höhe von 2,24 US-Dollar trifft XRP auf gleich zwei gleitende Durchschnitte – den 50-Tage- und den 100-Tage-EMA. Diese doppelte Barriere hat den Kurs klar ausgebremst.
Solange dieser Bereich nicht geknackt wird, ist ein Anstieg in Richtung 2,65 oder gar 3,00 US-Dollar eher unwahrscheinlich. Und solange der RSI – also der Relative Strength Index – unter seiner eigenen Abwärtstrendlinie bleibt, behalten die Bären die Oberhand.
Der wichtigste Bereich auf der Unterseite ist aktuell die Marke bei 2,09 US-Dollar. Hier liegt der 200-Tage-EMA – ein Level, das am Freitag noch gehalten hat. Doch sollte dieser Bereich wegbrechen, ist es nicht mehr weit bis zur nächsten psychologischen Marke bei 2,00 US-Dollar.
Und darunter? Dann wird’s richtig spannend – oder gefährlich. Denn bei 1,61 US-Dollar liegt das April-Tief, das durch einen deutlichen Abverkauf ausgelöst wurde. Sollte XRP dorthin zurückfallen, wäre der aktuelle Aufwärtstrend endgültig Geschichte.
XRP steht an einem entscheidenden Punkt. Die Nutzerzahlen brechen ein, das Vertrauen im Futures-Markt bröckelt und auch technisch macht der Kurs keinen gesunden Eindruck. Noch hält sich XRP über der wichtigen 2-Dollar-Marke – aber wie lange noch?
Natürlich: Sollte die 2,24-Dollar-Hürde geknackt werden, könnte es auch ganz schnell wieder nach oben gehen. Aber das setzt voraus, dass sich auch das Vertrauen der Marktteilnehmer erholt – und das sieht aktuell nicht danach aus.
Kurz gesagt: Wer in XRP investiert ist, sollte in den kommenden Tagen sehr genau hinschauen. Denn wenn die Unterstützung bricht, könnte das erst der Anfang sein.