Ethereum (ETH) hat am Freitag die Marke von 4.500 US-Dollar zurückerobert und könnte seine Rally noch weiter ausbauen. Forscher von Coinbase sehen in der Verzögerung wirtschaftlicher Daten einen möglichen Vorteil für den Kryptomarkt.
Ethereum kletterte am Freitag auf ein Zweiwochenhoch von 4.580 US-Dollar, nachdem der teilweise Stillstand der US-Regierung die Veröffentlichung der Arbeitsmarktdaten (Nonfarm Payrolls, NFP) für September verzögert hatte.
Das Bureau of Labor Statistics (BLS) verschob die ursprünglich für Freitag geplante Veröffentlichung auf unbestimmte Zeit, da fehlende Haushaltsmittel infolge des Government Shutdowns die Arbeit behinderten. Diese Verzögerung könnte die US-Notenbank (Fed) vor Herausforderungen stellen, da sie für ihre geldpolitischen Entscheidungen auf Arbeits- und Wirtschaftsdaten angewiesen ist.
Die entstandene Unsicherheit – zusammen mit einer jüngst stagnierenden Beschäftigung im privaten Sektor – könnte die Fed dazu veranlassen, die Zinsen zu senken. Eine solche Maßnahme könnte die Krypto-Rally zusätzlich beschleunigen.
„Wir glauben, dass die Zinsmärkte diese Entwicklung bereits eingepreist haben – die 30-Tage-Fed-Fund-Futures preisen nun eine 87 % Wahrscheinlichkeit für zwei Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte bis Jahresende ein – und Signale über verschiedene Anlageklassen hinweg bestätigen ein Umfeld niedriger Realzinsen und eines schwächeren Dollars, was Krypto zugutekommt“, schrieben die Coinbase-Forscher David Doug und Colin Basco in einem Marktkommentar am Freitag.
Die Analysten ergänzten, dass die gestiegenen Erwartungen an Zinssenkungen und der gleichzeitige Anstieg des Goldpreises bei einem schwächeren US-Dollar „den Wettbewerb um Cash-Renditen bei Risikoanlagen verringern – was dem Kryptomarkt zugutekommen dürfte“.
Ethereum profitierte spürbar: Laut Daten von SoSoValue flossen in den vergangenen vier Tagen mehr als eine Milliarde US-Dollar in US-Spot-ETFs auf Ethereum.
Auch Großinvestoren („Whales“) erhöhten ihren Kaufdruck, während das auf zentralisierten Börsen verfügbare ETH-Angebot auf neue Tiefstände fiel. Dennoch zeigt sich laut Coinbase-Daten in den ETH-Derivaten eine gewisse Zurückhaltung – Finanzierungsraten und die einmonatige Put-Call-Optionsschiefe (25D) bleiben verhalten.
In den vergangenen 24 Stunden kam es zu Ethereum-Futures-Liquidationen im Wert von 123,8 Millionen US-Dollar – davon entfielen 73 Millionen auf Short-Positionen.
Nach dem ersten Anstieg über die 4.500-Dollar-Marke seit zwei Wochen steht ETH nun vor einem möglichen Rückschlag an einer absteigenden Trendlinie, die seit dem 24. August verläuft. Sollte der Ausbruch über diesen Widerstand gelingen, könnte der Kurs bis auf 4.800 US-Dollar steigen.
Auf der Unterseite dürfte ETH um die Marke von 4.100 US-Dollar Unterstützung finden. Fällt der Kurs darunter, könnte die 100-Tage-Linie (SMA) als zusätzliche Stütze dienen.
Der Relative Strength Index (RSI) liegt über dem neutralen Bereich, während der Stochastic Oscillator (Stoch) überkaufte Bedingungen signalisiert – ein Hinweis auf anhaltenden Aufwärtsdruck. Allerdings könnten die überkauften Werte kurzfristig zu einer leichten Korrektur führen.