Ripple (XRP) rutscht am Freitag auf rund 2,30 US-Dollar ab. Auf den ersten Blick wirkt der Rücksetzer unspektakulär – doch hinter den Kulissen zeigt sich ein Muster, das Anleger alarmieren dürfte. Während der breite Kryptomarkt schwächelt, bricht bei XRP nicht nur die Nachfrage ein. Auch die Aktivität im Netzwerk sinkt deutlich. Viele Investoren fragen sich jetzt: Handelt es sich nur um eine Verschnaufpause – oder beginnt eine tiefere Korrektur?
Die Aktivität im XRP Ledger ist in den vergangenen Tagen deutlich eingebrochen. Am Mittwoch lag die Zahl der täglichen, eindeutigen Adressen bei etwa 54.000. Noch am 10. Oktober wurden 44.000 gezählt. Diese Entwicklung fällt exakt in den Zeitraum, in dem XRP vom Hoch bei 2,84 US-Dollar auf rund 2,30 US-Dollar durchgereicht wurde – ein Rückgang der On-Chain-Aktivität um 18,5 Prozent.
Das Muster ist eindeutig: Nutzer und Anleger zweifeln daran, dass XRP bereits seinen Boden gefunden hat. Und wenn die Teilnehmer des Netzwerks wegbleiben, brechen oft auch die Kursimpulse weg.
Auch das Adresswachstum zeigt Probleme. Die neu erstellten Adressen brachen laut Glassnode seit Sonntag um 60 Prozent ein – von etwa 12.000 auf nur noch 4.770. Die plötzliche Spitze am Sonntag lässt sich vermutlich durch RLUSD erklären, die neue Ripple-Stablecoin, die laut CoinGecko inzwischen die Marke von 1 Milliarde US-Dollar Marktkapitalisierung erreicht hat. Doch abgesehen davon bleibt die Aktivität niedrig. Die Nachfrage nach XRP kühlt ab – und das in einer Phase, in der Stabilität eigentlich entscheidend wäre.
Der Rückzug zeigt sich nicht nur On-Chain, sondern auch im Futures-Markt. Das Open Interest fiel bis Donnerstag auf 3,54 Milliarden US-Dollar – nach 4,33 Milliarden am Montag und 9,09 Milliarden US-Dollar am 7. Oktober. Ein Rückgang dieser Größenordnung lässt sich nicht wegdiskutieren.
Traders entziehen dem Vermögenswert Kapital. Wenn die Überzeugung fehlt, bleibt der Markt anfällig für weitere Abgaben.
Fundamental meldet Ripple dagegen eine Erfolgsmeldung: Das Unternehmen sammelte am Mittwoch 500 Millionen US-Dollar ein und steigt damit auf eine Bewertung von 40 Milliarden.
Nach Angaben gegenüber CNBC soll das Kapital neue Initiativen stärken und Partnerschaften mit Finanzinstitutionen vertiefen. Ripple kauft sich weltweit in Geschäftsbereiche ein, die zum Kerngeschäft passen.
Monica Long, President von Ripple, machte klar, dass das Unternehmen weitere Chancen im Bereich Custody, Prime Brokerage und Corporate Treasury Management sieht. Und sie betonte, dass man über Börsengänge anderer Krypto-Unternehmen erfreut sei – Ripple selbst aber weiterhin privat bleibt. Die Firma sei stark genug, Übernahmen und große Partnerschaften aus eigener Kraft zu finanzieren.
Doch so überzeugend diese Fundamentaldaten auch sind: Der Markt reagiert nicht. Die Unsicherheit überträgt sich unverändert auf den XRP-Kurs.
XRP notiert aktuell bei rund 2,30 US-Dollar und liegt damit über 2,5 Prozent im Minus. Der RSI bei 40 zeigt eine klare Tendenz: Die Dynamik kippt nach unten.
Doch es kommt noch etwas hinzu – etwas, das Anleger in der Vergangenheit oft ignoriert haben, aber nie ignorieren sollten: Ein mögliches Death Cross.
Die 50-Tage-EMA bei 2,60 US-Dollar steht kurz davor, die 200-Tage-EMA bei 2,59 US-Dollar nach unten zu kreuzen. Ein technisches Signal, das in der Regel weitere Abgaben nach sich zieht.
Sollte das Muster bestätigt werden, könnte der Druck zunehmen.

Wenn Käufer aggressiv den Dip nutzen, könnte XRP rasch wieder Richtung 2,59 US-Dollar ziehen und damit die Zone oberhalb der 200-Tage-EMA testen. Erst dann wäre der Weg frei für eine nachhaltigere Erholung. Doch dafür müsste die Nachfrage anziehen – und davon ist im Moment auf keiner Datenebene etwas zu sehen.
Sowohl die On-Chain-Daten als auch das Open Interest senden ein klares Signal: Der Markt vertraut XRP derzeit nicht. Rückgänge in diesem Ausmaß entstehen selten zufällig. Gleichzeitig stärkt Ripple sein Fundament mit einer 500-Millionen-Finanzierungsrunde und einer Unternehmensbewertung von 40 Milliarden US-Dollar – also genau in einer Phase, in der viele andere Kryptofirmen kämpfen.
Für Anleger ergibt sich daraus ein simples, aber wichtiges Bild: Die Story von Ripple ist intakt. Doch der Markt will nach den starken Kursanstiegen der vergangenen Monate Beweise sehen.
Solange XRP die 200-Tage-EMA nicht zurückerobert, bleiben Erholungen fragil. Wer dennoch Chancen sucht, braucht Geduld – und klare technische Bestätigungen.