Die Internationale Energieagentur (IEA) hat ihre Prognose für den Anstieg der weltweiten Ölnachfrage praktisch unverändert gelassen. Sie erwartet ein Wachstum von 740 Tausend bzw. 760 Tausend Barrel pro Tag in diesem und im nächsten Jahr. Es wird jedoch erwartet, dass sich die Nachfragedynamik im Laufe des Jahres verlangsamen wird. Der Anstieg erfolgt allerdings von einem höheren Ausgangsniveau als bisher angenommen. Infolgedessen wird die Ölnachfrage in diesem Jahr um 360 Tausend Barrel pro Tag und im nächsten Jahr um 430 Tausend Barrel pro Tag höher sein als in der vorherigen Prognose, stellt Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst der Commerzbank, fest.
"Da die Prognose für das Nicht-OPEC-Angebot unverändert blieb, steigt die Nachfrage nach OPEC-Öl für dieses und nächstes Jahr auf 26,7 Mio. bzw. 26,5 Mio. Barrel pro Tag. Dennoch droht dem Markt ein erhebliches Überangebot, da sich die OPEC-Produktion laut IEA im April bereits auf 27,4 Millionen Barrel pro Tag belief und in den kommenden Monaten aufgrund der angekündigten Produktionssteigerungen weiter ansteigen dürfte. Unter der Annahme, dass die OPEC+-Produktion nach Juni nicht weiter erhöht wird, erwartet die IEA in diesem Jahr einen Angebotsüberschuss von 720 Tausend Barrel pro Tag.“
„Die an die Produktionsziele gebundenen OPEC+ Länder produzierten im April gut 1,2 Millionen Barrel pro Tag mehr als vereinbart, wobei die IEA die vereinbarten kompensatorischen Kürzungen berücksichtigt. Die Überproduktion ist insbesondere auf Kasachstan, die Vereinigten Arabischen Emirate, den Irak und Russland zurückzuführen. Allerdings ist die Ölproduktion der drei letztgenannten Länder erheblich höher als von anderen Datenanbietern wie der OPEC oder S&P Global Commodity Insights angegeben.“
„Infolgedessen sind die Zahlen der IEA zur OPEC+ Ölproduktion erheblich höher als die der OPEC und von S&P Global Commodity Insights, was sich auch in der impliziten Marktbilanz widerspiegelt. Berücksichtigt man die erheblich niedrigeren Produktionszahlen aus dem Monatsbericht der OPEC und von S&P Global Commodity Insights, wäre der Ölmarkt in diesem Jahr nur leicht überversorgt.“