Das Währungspaar EUR/GBP gewinnt in der frühen europäischen Sitzung am Freitag an Boden und nähert sich 0,8655. Das Pfund Sterling (GBP) gibt gegenüber dem Euro (EUR) nach, da die britische Arbeitslosenquote den höchsten Stand seit vier Jahren erreicht. Händler warten auf den deutschen Erzeugerpreisindex (EPI) und die Leistungsbilanz der Eurozone, die später am Freitag veröffentlicht werden.
Die britische Arbeitslosenquote stieg in den drei Monaten bis Mai auf 4,7% gegenüber 4,5% zuvor, berichtete das britische Office for National Statistics am Donnerstag. Diese Zahl lag unter den Erwartungen von 4,6% im Berichtszeitraum. Analysten erwarten, dass sich der britische Arbeitsmarkt weiter abschwächt, was die Aussicht auf eine Zinssenkung durch die Bank of England (BoE) nächsten Monat noch wahrscheinlicher macht. Dies könnte wiederum kurzfristig Verkaufsdruck auf das GBP ausüben.
Die Geldmärkte preisen nun nahezu eine 89%ige Wahrscheinlichkeit ein, dass die britische Zentralbank im August die Kreditkosten senken wird, gegenüber 87% am Mittwoch. Analysten erwarten, dass die BoE bis Ende des Jahres zwei Zinssenkungen vornimmt, was den Bankzinssatz auf 3,75% senken würde.
Auf der Euro-Seite wird erwartet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre letzte Zinssenkung bis Dezember hinauszögert, ohne dass die Anleger in der Zwischenzeit zu dem Schluss kommen, dass die Lockerung vorbei ist, wie eine Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen zeigt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde erklärte, dass die Zentralbank in einer „guten Position“ sei, um mögliche Herausforderungen für das Wirtschaftswachstum und die Inflation zu bewältigen. Es gibt jedoch weniger Konsens über die Zeit nach dem Sommer. Händler sehen eine Wahrscheinlichkeit von weniger als 50% für eine Senkung im September. Eine Zinssenkung ist bis zum Jahresende nahezu vollständig eingepreist.
Das Pfund Sterling (GBP) ist die älteste Währung der Welt (886 n. Chr.) und die offizielle Währung des Vereinigten Königreichs. Es ist die am vierthäufigsten gehandelte Währungseinheit auf dem Devisenmarkt (FX) der Welt und macht 12 % aller Transaktionen aus, was durchschnittlich 630 Milliarden US-Dollar pro Tag entspricht. Die wichtigsten Währungspaare sind GBP/USD, auch bekannt als "Cable", das 11 % des FX-Handels ausmacht, GBP/JPY oder "Dragon", wie es von Händlern genannt wird (3 %) und EUR/GBP (2 %). Das Pfund Sterling wird von der Bank of England (BoE) ausgegeben.
Der wichtigste Faktor, der den Wert des Britischen Pfunds beeinflusst, ist die Geldpolitik, die von der Bank of England festgelegt wird. Die BoE richtet ihre Entscheidungen danach aus, ob sie ihr Hauptziel der „Preisstabilität“ – eine Inflationsrate von etwa 2 % – erreicht hat. Ihr wichtigstes Instrument ist die Anpassung der Zinssätze. Wenn die Inflation zu hoch ist, wird die BoE versuchen, sie durch Zinserhöhungen zu dämpfen, was in der Regel positiv für das Pfund ist, da höhere Zinsen das Vereinigte Königreich für internationale Investoren attraktiver machen. Fällt die Inflation zu niedrig aus, deutet dies auf ein langsameres Wirtschaftswachstum hin, und die BoE könnte die Zinsen senken, um das Kreditangebot zu erhöhen und Investitionen anzuregen.
Wirtschaftsdaten sind zentrale Indikatoren für die Stärke der britischen Wirtschaft und beeinflussen maßgeblich den Wert des Pfund Sterling. Daten wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP), Einkaufsmanagerindizes (PMI) und Arbeitslosenzahlen geben Hinweise auf die wirtschaftliche Entwicklung. Eine robuste Wirtschaft zieht ausländische Investitionen an und könnte die Bank of England (BoE) dazu bewegen, die Zinsen zu erhöhen, was das Pfund unterstützt. Schwächere Daten hingegen führen zu einem Abwärtstrend des Pfunds.
Für das britische Pfund ist die Handelsbilanz ein wichtiger Indikator. Sie misst den Unterschied zwischen den Einnahmen aus Exporten und den Ausgaben für Importe über einen bestimmten Zeitraum. Exportiert ein Land stark nachgefragte Güter, führt die höhere Nachfrage aus dem Ausland zu einer Stärkung der Währung. Eine positive Handelsbilanz stärkt das Pfund, während ein Defizit die Währung schwächt.