Der Euro (EUR) stärkte sich am Dienstag gegenüber dem japanischen Yen (JPY), da Investoren aus dem Yen ausstiegen, angesichts einer Mischung aus geopolitischen und innenpolitischen Bedenken.
Zum Zeitpunkt des Schreibens wird EUR/JPY nahe 172,73 gehandelt und bewegt sich nach unten, nachdem es zuvor ein neues Jahreshoch von 173,08 erreicht hatte.
Ein wesentlicher Treiber hinter der Bewegung sind erneute US-Zollbedrohungen, wobei Präsident Donald Trump höhere Gegenzölle auf Importe aus Japan und der Europäischen Union (EU) signalisiert, die am 1. August in Kraft treten sollen.
Während beide Volkswirtschaften langfristigen Gegenwind durch höhere Abgaben ausgesetzt sein könnten, was die Kosten für US-Importeure erhöhen und exportabhängige Sektoren belasten würde, war die Marktreaktion für den Yen negativer.
Am Montag deutete Präsident Trump an, dass er für einen Dialog mit der EU offen bleibt, aber die Verhandlungen mit Japan scheinen ins Stocken geraten zu sein, was die Risikoprämie auf japanische Vermögenswerte erhöht und die Nachfrage nach JPY weiter dämpft.
Gleichzeitig trübt die politische Unsicherheit vor der nationalen Wahl Japans am 20. Juli den politischen Ausblick. Die Oppositionsparteien werden voraussichtlich für aggressivere fiskalische Ausgaben und eine Fortsetzung der geldpolitischen Lockerung eintreten, was die Fähigkeit der Bank of Japan, die Zinssätze kurzfristig zu normalisieren, einschränken könnte. Dies hat das Marktvertrauen in den Yen geschwächt und das Momentum weiter zugunsten des Euros verschoben.
Insgesamt unterstützen steigende globale Renditen, politische Unsicherheit in Japan und eine feste Stimmung in der Eurozone eine fortgesetzte Aufwärtsbewegung in EUR/JPY, obwohl das Paar nun kurzfristigem Widerstand knapp unter 173,00 gegenübersteht.
Im Tageschart bleibt die Preisbewegung von EUR/JPY gut unterstützt über dem 20-Tage-Simple Moving Average (SMA) bei 169,97 und dem 50-Tage-SMA bei 166,42, was den zugrunde liegenden Aufwärtstrend verstärkt.
Das Paar sprang kürzlich vom 78,6%-Fibonacci-Retracement-Level des längerfristigen Rückgangs von Juli bis August 2024 bei 170,93 ab, das nun als unmittelbare Unterstützung fungiert.
Ein nachhaltiger Durchbruch über das Intraday-Hoch bei 173,08 würde einen bullischen Ausbruch bestätigen, der potenziell das Hoch von Juli 2024 bei 175,43 anvisiert.
EUR/JPY Tageschart
Das Momentum scheint jedoch angespannt, da der Relative Strength Index (RSI) auf 74 steigt, was auf überkaufte Bedingungen hindeutet, die zu einer Konsolidierung oder einem flachen Pullback führen könnten, bevor der nächste Anstieg erfolgt.
Auf der Abwärtsseite würde ein Durchbruch unter 170,93 auf nachlassendes bullisches Momentum hinweisen und könnte einen korrektiven Pullback auslösen. Darunter liegt die nächste kritische Unterstützung beim 61,8%-Retracement um 167,40, das mit früheren Konsolidierungszonen und dem aufsteigenden 50-Tage-SMA übereinstimmt.
Ein Rückgang unter diesen Bereich würde auf eine breitere Stimmungsänderung hindeuten und könnte die 165,00-Marke gefährden.
Der Wert des japanischen Yen hängt stark von der japanischen Wirtschaft, der Geldpolitik der Bank of Japan sowie von den Zinsunterschieden zu den USA ab. Auch das allgemeine Marktumfeld spielt eine Rolle.
Eines der Kernmandate der Bank of Japan ist die Stabilisierung der nationalen Währung, weshalb ihre geldpolitischen Maßnahmen maßgeblichen Einfluss auf den Yen haben. Obwohl direkte Interventionen am Devisenmarkt selten vorkommen, hat die BoJ in der Vergangenheit Schritte unternommen, um den Yen gezielt zu schwächen, meist unter Berücksichtigung der geopolitischen Beziehungen zu ihren Handelspartnern. Die ultralockere Geldpolitik der BoJ, die von 2013 bis 2024 umgesetzt wurde, hat durch eine zunehmende Divergenz gegenüber den geldpolitischen Strategien anderer großer Zentralbanken eine signifikante Abwertung des Yen verursacht. Mit der jüngsten graduellen Straffung dieser expansiven Maßnahmen zeigt der Yen Anzeichen einer Erholung.
Das Festhalten der BoJ an ihrer ultralockeren Geldpolitik hat zu einer zunehmenden Divergenz mit anderen Zentralbanken geführt, insbesondere mit der US-Notenbank. Dies begünstigt eine Ausweitung der Zinsdifferenz zwischen 10-jährigen amerikanischen und japanischen Anleihen, was den US-Dollar gegenüber dem japanischen Yen stärkt.
Der japanische Yen gilt als sogenannte „sichere Hafen“-Währung. In Zeiten von Unsicherheit oder Marktturbulenzen neigen Investoren dazu, ihr Kapital in den Yen umzuschichten, da dieser als stabil und verlässlich gilt. In solchen Phasen steigt der Wert des Yen im Vergleich zu anderen Währungen, die als riskanter eingestuft werden.