Der Euro (EUR) gewinnt am Montag gegenüber dem US-Dollar (USD) an Boden, nachdem er am frühen Tag sein niedrigstes Niveau seit über zwei Wochen erreicht hat, während Händler die Auswirkungen der eskalierenden Handelskonflikte zwischen den Vereinigten Staaten (US) und der Europäischen Union (EU) neu bewerten.
Das EUR/USD-Paar geriet unter Druck, nachdem US-Präsident Donald Trump am Wochenende gedroht hatte, ab dem 1. August 30% Zölle auf europäische Importe zu erheben. Ein moderater Rückgang des Greenbacks und vorsichtiger Optimismus hinsichtlich möglicher Verhandlungen halfen jedoch der gemeinsamen Währung, während der amerikanischen Handelsstunden einige verlorene Boden wieder gutzumachen.
Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts wird das EUR/USD-Paar bei etwa 1,1689 gehandelt und erholt sich moderat, nachdem es während der europäischen Sitzung auf ein Intraday-Tief von 1,1654 gefallen war. In der Zwischenzeit wird der US-Dollar-Index (DXY), der den Wert des Greenbacks gegenüber einem Korb von sechs Hauptwährungen misst, flach unter der psychologischen Marke von 98,00 gehandelt, da die Anleger vor wichtigen Inflationsdaten des Verbraucherpreisindex (CPI) und weiteren handelsbezogenen Entwicklungen vorsichtig werden.
Als Reaktion auf die Zollandrohungen gab die EU am Sonntag bekannt, dass sie ihre Aussetzung von Vergeltungszöllen gegen die Vereinigten Staaten bis Anfang August verlängern wird, um die diplomatischen Kanäle offen zu halten. Präsidentin Ursula von der Leyen betonte, dass Brüssel sich verpflichtet fühle, eine verhandelte Lösung zu finden, und warnte, dass die vorgeschlagenen 30% US-Zölle „ernsthafte Konsequenzen“ für den transatlantischen Handel haben würden. Der Block ist Berichten zufolge mit einem zweistufigen Gegenmaßnahmenplan vorbereitet – zunächst 21 Milliarden Euro an gezielten Zöllen und ein erweitertes Paket von 72 Milliarden Euro – falls die Gespräche scheitern.
Der europäische Handelskommissar Maroš Šefčovič gab am Montag bekannt, dass die Europäische Kommission eine zweite Tranche von Gegenmaßnahmen vorbereitet hat und den Vorschlag mit den EU-Mitgliedstaaten geteilt hat. Die neue Liste zielt auf US-Importe im Wert von etwa 72 Milliarden Euro (84,1 Milliarden US-Dollar) ab und erweitert erheblich das potenzielle Reaktionsarsenal des Blocks, falls die Gespräche mit Washington scheitern.
„Unsere Ausgleichsmaßnahmen für Stahl und Aluminium sind bis Anfang August ausgesetzt“, sagte Šefčovič bei einer Pressekonferenz in Brüssel. „Heute teilt die Kommission den Mitgliedstaaten den Vorschlag für die zweite Liste von Waren mit… Die Mitgliedstaaten werden nun mit den Diskussionen über die Einzelheiten beginnen.“
Diese zweite Tranche kommt zusätzlich zu einem früheren Paket von Vergeltungszöllen im Wert von 21 Milliarden Euro, das sich hauptsächlich auf US-Stahl- und Aluminiumprodukte konzentriert. EU-Beamte haben betont, dass der Block zwar offen für eine verhandelte Lösung bleibt, aber vollständig vorbereitet ist, seine wirtschaftlichen Interessen bei Bedarf zu verteidigen.
Mit Blick auf die Zukunft wird der Wirtschaftskalender dieser Woche entscheidend für die Richtung des EUR/USD sein, da die Märkte sich auf die Veröffentlichung des US-Verbraucherpreisindex am Dienstag konzentrieren, gefolgt von den Inflationsdaten der Eurozone am Donnerstag.
Inflationäre oder deflationäre Entwicklungen werden erfasst, indem regelmäßig die Preise eines repräsentativen Warenkorbs aus Gütern und Dienstleistungen zusammengezählt und im sogenannten Verbraucherpreisindex (VPI) dargestellt werden. Die entsprechenden VPI-Daten werden monatlich vom US-Arbeitsministerium erhoben und veröffentlicht. Der sogenannte MoM-Wert (Month-over-Month) zeigt dabei die Preisveränderung im Vergleich zum Vormonat. Der VPI ist ein zentraler Indikator zur Einschätzung der Inflationsrate und der Kaufkraftentwicklung. In der Regel wird ein hoher VPI-Wert als positiv (bullish) für den US-Dollar (USD) gewertet, während ein niedriger Wert als negativ (bärisch) gilt.
Mehr lesenNächste Veröffentlichung: Di Juli 15, 2025 12:30
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Quelle: US Bureau of Labor Statistics
Die US-Notenbank (Fed) verfolgt ein doppeltes Mandat: die Sicherstellung von Preisstabilität und maximaler Beschäftigung. Gemäß diesem Auftrag sollte die Inflation bei etwa 2 % im Jahresvergleich liegen. Doch genau dieser Aspekt stellt seit der Pandemie – die die Weltwirtschaft nachhaltig beeinflusst – die größte Herausforderung für die Zentralbank dar. Der Preisdruck bleibt hoch, da anhaltende Lieferkettenprobleme und Engpässe die Teuerung weiter anheizen. Gleichzeitig verharrt der Verbraucherpreisindex (CPI) auf einem Mehrjahreshoch. Die Fed hat bereits erste Maßnahmen ergriffen, um die Inflation einzudämmen, und wird ihre restriktive Geldpolitik voraussichtlich auch in absehbarer Zukunft beibehalten.