Die indische Rupie (INR) schwächt sich am Dienstag gegenüber dem US-Dollar (USD) und gibt den moderaten Rückgang vom Montag auf, da die erhöhten geopolitischen Spannungen im Nahen Osten, steigende Rohölpreise und ein widerstandsfähiger Greenback die Stimmung vor der wichtigen Zinssatzentscheidung der Federal Reserve (Fed) dämpfen.
Das USD/INR-Paar stieg auf ein Intraday-Hoch von 86,46 - ein Niveau, das zuletzt am 11. April gesehen wurde - und handelte zum Zeitpunkt des Schreibens bei etwa 86,42, was einem Anstieg von fast 0,38 % an diesem Tag entspricht. Der US-Dollar gab jedoch leicht nach, nachdem die US-Einzelhandelsumsätze die Markterwartungen verfehlten, was das Kaufinteresse am Greenback dämpfte.
Die Spannungen zwischen Iran und Israel eskalierten am Dienstag weiter, nachdem Israel Berichten zufolge den iranischen Kriegschef Ali Shadmani ermordet hatte – der zweite hochrangige Kommandeur, der innerhalb weniger Tage getötet wurde. Als Reaktion darauf startete Iran eine neue Welle von Raketen- und Drohnenangriffen auf Tel Aviv und Herzliya, was Luftalarm und Chaos in Teheran auslöste. Um das Gefühl der Dringlichkeit zu verstärken, forderte der ehemalige US-Präsident Donald Trump eine sofortige zivile Evakuierung Teherans und bestand darauf, dass er ein „echtes Ende“ des Konflikts und keinen vorübergehenden Waffenstillstand wolle. Das erhöhte geopolitische Risiko hat risikoscheue Flüsse an den globalen Märkten angeheizt.
Technisch gesehen hat USD/INR ein symmetrisches Dreieck auf dem 4-Stunden-Chart durchbrochen, was auf eine Fortsetzung des jüngsten bullischen Momentums hindeutet. Das Paar hält sich gut über dem 21-Perioden-EMA nahe 86,07, was die kurzfristige positive Tendenz unterstützt. Die Momentum-Indikatoren bleiben ermutigend, wobei der RSI nahe 66 schwebt – unter dem überkauften Bereich – und das MACD-Histogramm sowie die Signallinien weiter an Aufwärtsdynamik gewinnen. Ein nachhaltiger Handel über der Zone von 86,20–86,30 könnte den Weg für eine Bewegung in Richtung der psychologischen Marke von 87,00 ebnen.
Indiens Wirtschaft verzeichnete zwischen 2006 und 2023 ein durchschnittliches Wachstum von 6,13 %, was zu einem Anstieg ausländischer Investitionen führte. Dies erhöht die Nachfrage nach der indischen Rupie.
Da Indien einen Großteil seines Öls importieren muss, wirkt sich der Ölpreis direkt auf die Rupie aus. Da Öl überwiegend in US-Dollar gehandelt wird, erhöht ein steigender Ölpreis die Nachfrage nach US-Dollar, was zu einem Abverkauf der Rupie führt und deren Wert mindert.
Inflation spielt eine doppelte Rolle: Sie signalisiert zwar eine erhöhte Geldmenge, die den Wert der Rupie grundsätzlich schwächt. Übersteigt die Inflation jedoch das Ziel von 4 % der Reserve Bank of India (RBI), reagiert die Zentralbank mit Zinserhöhungen, um die Geldmenge durch eine restriktivere Kreditvergabe zu reduzieren. Höhere Zinssätze, insbesondere Realzinsen, stärken die Rupie zusätzlich, da sie Indien für internationale Investoren als Kapitalziel attraktiver machen. Sinkt die Inflation, kann dies ebenfalls unterstützend wirken, während niedrigere Zinssätze tendenziell eine abwertende Wirkung auf die Währung haben.
Indien kämpft historisch gesehen mit einem Handelsbilanzdefizit, bei dem die Importe die Exporte übersteigen. Da ein Großteil des internationalen Handels in US-Dollar abgewickelt wird, steigt in bestimmten Phasen – sei es durch saisonale Nachfragespitzen oder ein hohes Importvolumen – die Nachfrage nach US-Dollar deutlich an. In solchen Zeiten wird die Rupie vermehrt verkauft, um Dollars zu kaufen, was zu einer Abwertung führt. Auch in Phasen erhöhter Marktvolatilität kann die Nachfrage nach US-Dollar sprunghaft ansteigen, was den Kurs der Rupie zusätzlich belastet.