Während sich viele Banken noch fragen, ob Krypto überhaupt eine Zukunft hat, hat sich JPMorgan längst entschieden – und zwar für den vollen Einstieg. Mit JPMD will die größte US-Bank künftig eine eigene Plattform für digitale Vermögenswerte aufbauen. Und was die kürzlich eingereichte Markenanmeldung zeigt, klingt nach mehr als nur einem Testballon.
Laut der am Sonntag beim US-Patent- und Markenamt eingereichten Anmeldung plant JPMorgan mit JPMD eine umfassende Krypto-Plattform. Sie soll nicht nur den Handel und Austausch digitaler Vermögenswerte ermöglichen, sondern auch Transfers, Zahlungen – und sogar die Ausgabe eigener Token. Auch Brokerage-Dienstleistungen und elektronische Geldtransfers könnten Teil des Angebots sein.
Die Markenanmeldung wurde bereits angenommen, auch wenn sie noch nicht endgültig geprüft wurde. Doch allein die Tatsache, dass JPMorgan diesen Schritt geht, ist ein starkes Signal. Die Bank will sich offenbar nicht länger auf Beobachterrolle beschränken – sondern eigene Maßstäbe setzen.
Ganz neu ist das Thema für JPMorgan übrigens nicht. Erst vergangene Woche meldete sich der Blockchain-Arm der Bank, Kinexys Digital Payments, mit einem spannenden Update: Gemeinsam mit Ondo Finance und Chainlink wurde ein weiterer Testlauf für eine sogenannte „Delivery-versus-Payment“-Abwicklung über mehrere Blockchains erfolgreich abgeschlossen.
Das Besondere: Obwohl Kinexys ursprünglich nur als genehmigungspflichtiges Netzwerk konzipiert war, wurde auch diesmal wieder eine öffentliche Blockchain eingebunden. Schon im Mai gab es eine ähnliche Transaktion mit den gleichen Partnern. Ein klarer Hinweis: JPMorgan tastet sich schrittweise an die offene Blockchain-Welt heran – mit System und Plan.
Und es geht noch weiter: Laut aktuellen Berichten prüft JPMorgan, künftig auch Krypto-ETFs als Sicherheit für Kredite zu akzeptieren – beginnend mit dem iShares Bitcoin Trust (IBIT) von BlackRock. Damit wäre die Bank eine der ersten, die institutionellen Anlegern den Zugang zu Krypto-besicherten Krediten ermöglicht. Ein spannender Schritt – gerade in einem Umfeld, in dem das Vertrauen in digitale Assets wächst, aber immer noch mit Vorsicht dosiert wird.
Ein weiterer Paukenschlag: JPMorgan soll gemeinsam mit anderen Großbanken – darunter Bank of America, Citigroup und Wells Fargo – an einem eigenen Stablecoin arbeiten. Hintergrund ist der Fortschritt beim sogenannten GENIUS-Gesetz, das im US-Senat kurz vor der finalen Abstimmung steht.
Sollte das Gesetz durchgehen, wäre das der Startschuss für einen regulatorisch sauberen, bankengetragenen Stablecoin – und damit direkter Wettbewerb für Anbieter wie Circle oder Tether. Das Ziel ist klar: Die Banken wollen mit eigener Infrastruktur und voller regulatorischer Rückendeckung in den Stablecoin-Markt vordringen.
In Zeiten, in denen Donald Trump wieder als US-Präsident das politische Klima prägt und auch in der Finanzpolitik neue Akzente setzt, kommt dieser Vorstoß nicht zufällig. Der Sektor will vorbereitet sein – egal in welche Richtung sich die Rahmenbedingungen entwickeln.
JPMorgan zeigt mit JPMD, dass die Grenzen zwischen klassischer Bank und Krypto-Plattform verschwimmen. Die Bank baut sich ein eigenes digitales Ökosystem – Schritt für Schritt, aber mit klarer Strategie. Markenanmeldung, Blockchain-Tests, Stablecoin-Kooperationen und Krypto-ETFs als Sicherheiten – das sind keine Zufälle, sondern Bausteine eines größeren Plans.
Für Anleger heißt das: Während andere noch rätseln, wie sie Krypto einordnen sollen, stellt sich JPMorgan neu auf. Und genau das könnte die Chance sein, früh dabei zu sein – bevor der breite Markt erkennt, was hier gerade entsteht.