
Ripple (XRP) steht momentan ganz klar unter Verkaufsdruck. Der Kurs pendelt aktuell um die Marke von 2,25 US-Dollar und liegt damit rund 1 % im Minus. Seit dem jüngsten Hoch von 2,65 US-Dollar am 12. Mai hat die Kryptowährung satte 15 % eingebüßt – ein Rücksetzer, der durchaus Fragen aufwirft. Und ja: Die allgemeine Stimmung am Kryptomarkt wirkt seit einigen Tagen eher müde.
Besonders auffällig: Selbst die jüngsten politischen Impulse – etwa die neuen Handelsvereinbarungen zwischen den USA und China – konnten die Kurse nicht anschieben. Dabei hatte man sich immerhin auf einen neuen Rahmen geeinigt, der unter anderem eine massive Anhebung der US-Zölle auf chinesische Waren auf 55 % beinhaltet. Gleichzeitig wurde chinesischen Studenten der Zugang zu US-Hochschulen erleichtert – ein Schritt, den man so kurz vor der Präsidentschaftswahl von Trump nicht unbedingt erwartet hätte. Trotzdem: Der Kryptomarkt reagierte so gut wie gar nicht.
Ripple will einen Teil von SWIFTs Liquidität abgreifen – und hat dabei ehrgeizige Ziele
Auch wenn der Kurs gerade etwas schwächelt, gibt es auf strategischer Ebene positive Entwicklungen. Auf dem XRP Ledger Apex 2025 zeigte sich Ripple-CEO Brad Garlinghouse überraschend optimistisch: Seiner Einschätzung nach könnte Ripple in den nächsten fünf Jahren bis zu 14 % der globalen Liquidität von SWIFT abgreifen.
Das ist durchaus eine Ansage. SWIFT ist heute das zentrale Nervensystem für den internationalen Zahlungsverkehr – ein Messaging-System, über das Banken und Finanzdienstleister Informationen zu grenzüberschreitenden Transaktionen austauschen. Ripple will hier ansetzen – nicht beim Messaging, sondern bei der Liquidität selbst.
„Messaging ist nett – aber Liquidität ist entscheidend“, so Garlinghouse. Und genau hier sieht er die große Chance für XRP. Denn RippleNet, das globale Zahlungsnetzwerk des Unternehmens, hat bereits heute Hunderte Bankpartner an Bord. Zugriff auf das XRP-basierte On-Demand Liquidity-System (ODL) haben allerdings nur ausgewählte Institute – darunter Schwergewichte wie MoneyGram, Santander und SBI Holdings.
Wird XRP zur SWIFT-Alternative? Noch nicht – aber vielleicht bald
Ripple und sein XRP Ledger werden mittlerweile immer häufiger als mögliche Alternative zu SWIFT diskutiert – oder zumindest als sinnvolle Ergänzung. Die Vorteile liegen auf der Hand: niedrige Transaktionskosten, schnelle Abwicklung und ein System, das technisch bereits einsatzbereit ist.
Aber: Dass SWIFT XRP einfach so integriert oder ersetzt, ist aktuell eher unwahrscheinlich. Denn auch SWIFT schläft nicht. Im Zuge des anstehenden ISO-20022-Upgrades im November setzt das Netzwerk zunehmend auf Blockchain-Technologie. Ripple steht also eher in einem Rennen um Marktanteile – und nicht davor, die Infrastruktur vollständig zu ersetzen.
Institutionelle Investoren springen auf – Trident startet 500-Millionen-Dollar-XRP-Fonds
Auch wenn der Kurs gerade schwächelt, wird XRP von großen Playern keineswegs ignoriert – im Gegenteil. Die Singapurer Techfirma Trident Digital Tech Holdings (NASDAQ: TDTH) hat jetzt einen XRP-Treasury-Fonds im Volumen von 500 Millionen US-Dollar angekündigt. Ziel: XRP als strategische Reserve aufbauen – und gleichzeitig durch Staking attraktive Renditen erzielen.
Trident will damit demonstrieren, dass auch börsennotierte Unternehmen sinnvoll und verantwortungsvoll im Bereich DeFi aktiv werden können. Strategisch begleitet wird das Projekt von Chaince Securities LLC. Der Start ist für die zweite Jahreshälfte geplant – vorbehaltlich regulatorischer Genehmigungen.
Klingt zunächst unspektakulär, ist aber ein starkes Signal: Wenn ein solches Unternehmen XRP in seine Bilanz aufnimmt, dann geht es längst nicht mehr um kurzfristige Kursgewinne – sondern um langfristiges Vertrauen in das Projekt.
Technisch betrachtet bleibt’s heikel – aber die Bullen geben noch nicht auf
Werfen wir einen Blick auf den Chart: XRP ist zuletzt unter eine wichtige Unterstützung gefallen, die jetzt als Widerstand fungiert – bei rund 2,26 US-Dollar. Genau hier verlaufen sowohl der 50-Tage-EMA als auch der einfache 50-Tage-Durchschnitt. Eine sogenannte Widerstandskonvergenz – für technische Analysten ein klares Warnsignal.
Sollte XRP hier erneut abprallen, könnte die nächste Abwärtswelle bis zur 200-Tage-Linie bei etwa 2,09 US-Dollar reichen – das wären rund 7 % Abschlag vom aktuellen Kursniveau. Auch der RSI (Relative-Stärke-Index) spricht momentan nicht unbedingt für steigende Kurse. Er ist unter die Marke von 50 gerutscht und deutet damit auf eine wachsende Abwärtsdynamik hin.
Aber: Ganz abschreiben sollte man XRP noch nicht. Denn das MACD-Signal (Moving Average Convergence Divergence) bleibt seit Montag auf „Kaufen“. Die blaue Linie hat die rote Signallinie von unten nach oben durchkreuzt – ein technisches Kaufsignal, das viele Trader als Einstiegssignal nutzen.
Ein nachhaltiger Ausbruch nach oben wäre aus technischer Sicht dann wahrscheinlich, wenn XRP den Abwärtstrendkanal verlässt und Widerstände bei 2,34, 2,50 und 2,65 US-Dollar wieder ins Visier nimmt.
Mein Fazit
XRP steht aktuell unter Druck – keine Frage. Der Kursverlauf zeigt klar: Die kurzfristige Dynamik ist negativ, die Stimmung wacklig. Aber genau in dieser Schwäche steckt auch eine interessante Gelegenheit.
Denn fundamental wird deutlich: Ripple verfolgt ehrgeizige Ziele im internationalen Zahlungsverkehr, gewinnt institutionelle Investoren und bringt sich in Stellung für den nächsten großen Schub – sei es durch regulatorischen Rückenwind, technische Adoption oder steigende Liquidität.
Kurzfristig kann es holprig bleiben. Aber wer mittel- bis langfristig denkt, sollte XRP auf dem Zettel behalten. Vor allem dann, wenn sich das Momentum dreht. Denn solche Phasen – in denen alle eher nervös sind – waren in der Vergangenheit oft der perfekte Zeitpunkt, um frühzeitig Positionen aufzubauen.
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