Ripple (XRP) kommt aktuell nicht vom Fleck. Am Donnerstag notierte die Kryptowährung bei rund 2,15 US-Dollar – ein klares Zeichen für eine weiter angespannte Lage. Die schwache Kursentwicklung passt zum insgesamt verhaltenen Bild des Kryptomarkts. Anleger zeigen derzeit wenig Überzeugung, dass die erhoffte Erholung wirklich trägt. Selbst gute Nachrichten wie die Einführung von XRP-ETFs in Kanada verpuffen nahezu wirkungslos. Doch genau das könnte eine Chance sein.
Am Mittwoch gab es eigentlich Grund zur Freude: In Kanada wurden erstmals XRP-Spot-ETFs aufgelegt – ein Meilenstein für die institutionelle Akzeptanz. Doch der Markt reagierte kaum. Der Grund? Die allgemeine Zurückhaltung unter Kryptoanlegern ist nach wie vor hoch. Zwar hat die US-Notenbank Fed die Zinsen wie erwartet unverändert bei 4,25 bis 4,50 % belassen, doch der begleitende Tonfall war klar: Es könnte kurzfristig wieder zu Inflationsdruck kommen – insbesondere durch neue Handelszölle, wie sie US-Präsident Donald Trump derzeit ins Spiel bringt. Die Märkte nehmen das ernst. Und riskante Anlagen wie Kryptowährungen spüren das besonders stark.
Während der XRP-Kurs auf der Stelle tritt, denkt Ripple strategisch weiter. Das Unternehmen sieht in Großbritannien eine riesige Chance, zur globalen Führungsnation im Bereich digitaler Vermögenswerte aufzusteigen. Aber: Ohne klare Regeln wird das nicht funktionieren. Deshalb fordert Ripple jetzt öffentlich, dass die britische Regierung endlich Nägel mit Köpfen macht – vor allem bei der Regulierung von Stablecoins.
Im Rahmen des London Policy Summits Anfang des Jahres hatte Ripple die Politik bereits dazu aufgerufen, ein innovationsfreundliches Umfeld für institutionelle Kryptowährungen zu schaffen. Dabei geht es nicht nur um nationale Interessen. Großbritannien will international mitspielen – und Ripple lobt, dass die Regierung offen dafür ist, auch Stablecoins aus dem Ausland zuzulassen. Das wäre ein klares Signal an den globalen Finanzplatz.
Ripple sieht noch mehr Potenzial. Denn mit der laufenden Entwicklung neuer Standards für die Tokenisierung von Vermögenswerten könnten Finanzmärkte grundlegend verändert werden. Ripple bringt es auf den Punkt: „Mit zunehmenden Stablecoin-Anwendungsfällen und der wachsenden Rolle tokenisierter Vermögenswerte in der traditionellen Finanzwelt muss Großbritannien jetzt handeln.“
Was Ripple hier formuliert, ist mehr als ein Appell – es ist eine Strategie. Wer den Wandel gestalten will, darf nicht warten, bis andere vorpreschen. Besonders jetzt, wo die USA mit dem GENIUS-Gesetz für Stablecoins regulatorisch Tempo machen, steht Großbritannien unter Zugzwang.
Charttechnisch zeigt XRP derzeit ein unspektakuläres Bild. Die Kryptowährung bewegt sich seitwärts – eingequetscht zwischen dem 200-Tage-EMA bei 2,09 US-Dollar auf der Unterseite und einem Widerstand bei 2,24 US-Dollar, wo der 50- und der 100-Tage-EMA aufeinandertreffen. Genau in diesem Korridor hängt der Kurs seit Tagen fest.
Der RSI (Relative Strength Index) liegt unterhalb der neutralen 50er-Marke – ein Hinweis auf ein anhaltend schwaches Momentum. Seit dem überkauften Hoch im Mai ist der Trend eindeutig negativ. Sollte der RSI weiter Richtung überverkauft abdriften, ist ein Test der nächsten Unterstützung bei 1,80 US-Dollar keineswegs ausgeschlossen. Dieses Niveau wurde zuletzt im April erreicht und könnte im Ernstfall erneut angelaufen werden.
Ein anderes Szenario wäre ein Ausbruch über die Widerstandszone bei 2,24 US-Dollar. Sollte das gelingen, könnte sich das Blatt rasch wenden. Denn dann kommt die fallende Trendlinie ins Spiel – ein technischer Bereich, der zuletzt als starke Barriere fungierte. Gelingt auch hier der Durchbruch, wären plötzlich wieder Kurse von 2,65 US-Dollar (Juni-Hoch) und sogar 3,00 US-Dollar (März-Widerstand) denkbar. Und genau das könnte auch das Interesse institutioneller Anleger zurückbringen.
Ripple (XRP) steckt momentan fest – keine Frage. Doch wer nur auf den Chart schaut, verpasst das große Bild. Die Einführung von XRP-ETFs in Kanada ist kein Zufall. Und Ripples Vorstoß Richtung Großbritannien zeigt: Das Unternehmen will sich an der Front der globalen Krypto-Entwicklung positionieren. Dass der Kurs diesen Entwicklungen aktuell nicht folgt, ist typisch für Phasen der Unsicherheit – aber eben auch typisch für Gelegenheiten.
Wer also langfristig denkt, sollte XRP jetzt nicht vorschnell abschreiben. Gerade wenn regulatorische Klarheit kommt und institutionelles Kapital zurückkehrt, kann aus heutiger Schwäche schnell wieder Stärke werden. Die nächsten Wochen könnten entscheidend sein – und genau jetzt lohnt sich ein genauer Blick.