XRP kommt gerade nicht so richtig vom Fleck. Nachdem der Kurs Anfang der Woche bei 2,27 US-Dollar auf Widerstand traf, pendelt er aktuell bei etwa 2,24 US-Dollar. Das mag auf den ersten Blick unspektakulär wirken – gerade in einem insgesamt ruhigen Kryptomarkt. Doch unter der Oberfläche tut sich einiges. Institutionelle Investoren entdecken XRP gerade wieder für sich – und das könnte weitreichende Folgen haben.
Den Anfang macht Webus International, ein chinesisches Unternehmen, das sich auf KI-basierte Mobilitätslösungen für die Reise- und Hotelbranche spezialisiert hat. Webus hat in den USA eine Meldung bei der Börsenaufsicht SEC eingereicht. Geplant ist eine Finanzierung in Höhe von 300 Millionen US-Dollar, die in einen strategischen XRP-Treasury und Ripple-basierte Zahlungssysteme fließen soll.
Das Ganze wurde am Dienstag offiziell, nachdem die Pläne schon am 29. Mai angekündigt worden waren. Interessant ist, dass Webus die Finanzierung nicht über Aktien, sondern über eine Kreditfazilität stemmen will – ein Hinweis darauf, dass man die Kontrolle über das Unternehmen nicht verwässern will. Die Abwicklung soll über Samara Alpha laufen, eine Vermögensverwaltung, die den Aufbau der XRP-Reserven begleiten und Ripple-Zahlungen ins operative Geschäft von Webus integrieren wird. Ziel ist es, Zahlungen über Landesgrenzen hinweg effizienter und günstiger zu machen – ein Kernversprechen von Ripple seit Tag eins.
Webus ist kein Einzelfall. Erst kürzlich hat auch das nachhaltige Energieunternehmen VivoPower bekannt gegeben, 121 Millionen Dollar in ein eigenes XRP-Treasury zu stecken. Dazu kommen XRP-Futures, die mittlerweile auf Plattformen wie Coinbase Derivatives und bei der CME Group handelbar sind. Man kann es drehen, wie man will: Das Interesse der Profis nimmt spürbar zu – auch wenn der breite Markt davon bislang wenig Notiz nimmt.
Charttechnisch steckt XRP momentan in einer engen Seitwärtsbewegung fest. Auf der Unterseite stützt aktuell der 50er-EMA im 4-Stunden-Chart bei etwa 2,22 US-Dollar. Nach oben bremst der 100er-EMA bei rund 2,26 US-Dollar. Der Versuch, die 2,27-US-Dollar-Marke zu knacken, ist zuletzt gescheitert – und das merkt man auch am Verhalten der Trader: Es wird vorsichtiger.
Dazu passt auch der RSI, der kurz bei 66 stand, jetzt aber wieder nachgibt. Sollte er unter die Marke von 50 rutschen, wäre das ein klassisches Warnsignal – es würde bedeuten, dass der Markt wieder in den Korrekturmodus schaltet.
Fällt XRP unter die aktuelle Unterstützungszone, wäre der nächste Halt bei etwa 2,07 US-Dollar – ein Level, das erst vor Kurzem getestet wurde. Rutscht der Kurs weiter, könnten auch die alten Unterstützungszonen bei 1,92, 1,85 und 1,61 US-Dollar wieder ins Spiel kommen. Diese wurden im April mehrfach angelaufen und haben sich als stabile Kaufbereiche erwiesen.
So zurückhaltend der Spot-Markt wirkt, so viel Bewegung ist im Derivate-Bereich. Laut Daten von CoinGlass ist das Open Interest auf 4 Milliarden US-Dollar gestiegen – ein Plus von 1,31 %. Gleichzeitig wurden Short-Positionen im Wert von 1,81 Millionen Dollar liquidiert – deutlich mehr als bei den Longs, die bei 1,35 Millionen lagen. Solche Bewegungen deuten oft auf eine anstehende Trendumkehr hin, weil zu viele auf fallende Kurse gesetzt haben und dadurch in Zugzwang geraten.
Auch wenn es im Chart gerade wenig Spektakuläres zu sehen gibt: Die großen Investoren wachen langsam auf. Mit Webus und VivoPower nehmen gleich zwei Unternehmen XRP in ihre Finanzstrategie auf. Parallel öffnen wichtige Handelsplätze wie Coinbase und CME Group ihre Türen für XRP-Derivate – ein starker Vertrauensbeweis.
Wenn es XRP gelingt, die 2,27 US-Dollar nachhaltig zu überbieten, könnte das die Initialzündung für eine neue Aufwärtsbewegung sein. Der Weg dahin führt aber nicht nur über Charttechnik, sondern über das, was im Hintergrund passiert. Und das spricht – trotz ruhigem Kursverlauf – gerade klar für eine Wiederbelebung der XRP-Story.