ICE Brent legte gestern um fast 2,6 % zu und erreichte damit den höchsten Stand seit Ende April. Ein schwächerer USD nach einem kühler als erwartet ausgefallenen US-Verbraucherpreisindex (VPI) gab dem Ölmarkt etwas Rückenwind. Der wichtigste Katalysator ist jedoch die Androhung weiterer Sanktionen gegen iranische Ölexporte, so Ewa Manthey und Warren Patterson, Rohstoffexperten bei ING.
„Gestern hat das US-Finanzministerium Sanktionen gegen ein Netzwerk verhängt, das den Transport von iranischem Rohöl nach China ermöglicht. Außerdem sagte Präsident Trump, dass schärfere Sanktionen möglich sind, wenn kein Atomabkommen mit dem Iran zustande kommt. Trump hat wiederholt damit gedroht, die iranischen Ölexporte auf Null zu senken. Auch wenn dies unwahrscheinlich ist, gibt es sicherlich Raum für eine beträchtliche Reduzierung, da der Iran derzeit etwa 1,6 Mio. b/d exportiert. Im Jahr 2019 lagen die iranischen Ölexporte im Durchschnitt bei etwa 600k b/d, nachdem Trump Ende 2018 die Sanktionen wieder eingeführt hatte.“
„Niedrigere iranische Ölströme sollten von anderen OPEC+-Mitgliedern begrüßt werden, da sie Spielraum für eine Erhöhung der Produktion bieten. Im Moment deutet alles darauf hin, dass die OPEC+ ihre aggressiven Fördermengenerhöhungen fortsetzen wird. Wir werden bis zum 1. Juni abwarten müssen, um zu sehen, wie die Gruppe ihre Förderpolitik im Juli gestalten wird. Die bereits angekündigten Angebotssteigerungen der OPEC+ dürften von Trump begrüßt werden, da er sich niedrigere Ölpreise wünscht. Er sollte jedoch vorsichtig sein, wie tief die Preise sinken, da dies Auswirkungen auf die US-Ölindustrie haben und zu einem Pullback der Bohrtätigkeit führen könnte.“
„Über Nacht haben die Zahlen des American Petroleum Institute gezeigt, dass die US-Rohölvorräte in der letzten Woche um 4,29 Mio. Barrel gestiegen sind, was sich deutlich von dem vom Markt erwarteten Rückgang um etwa 2 Mio. Barrel unterscheidet. Unterdessen gingen die Rohölbestände in Cushing um 850 Mio. Barrel zurück, während die Benzin- und Destillatbestände um 1,37 Mio. Barrel bzw. 3,68 Mio. Barrel sanken. Der vielbeachtete Bestandsbericht der Energy Information Administration (EIA) wird im Laufe des Tages veröffentlicht. Zu den weiteren Veröffentlichungen gehört der monatliche Marktbericht der OPEC, der auch die neuesten Marktaussichten enthalten wird.