Der Euro (EUR) schwächt sich am Montag gegenüber dem Schweizer Franken (CHF), während die Märkte die breiteren Auswirkungen des neu angekündigten Handelsrahmens zwischen den USA und der EU bewerten. Der Euro steht unter starkem Druck, da die Anleger das Abkommen als einseitig und wirtschaftlich belastend für die Europäische Union (EU) betrachten.
Das EUR/CHF-Paar setzt seinen intraday Rückgang während der amerikanischen Handelsstunden fort, belastet durch anhaltende Euro-Schwäche und eine stetige Nachfrage nach dem Schweizer Franken. Zum Zeitpunkt des Schreibens schwebt das Paar um 0,9315 und liegt damit fast 0,22% im Minus.
Das am Sonntag nach Gesprächen zwischen US-Präsident Donald Trump und der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, angekündigte Abkommen sieht einen pauschalen Zoll von 15% auf eine breite Palette von EU-Exporte vor, der den zuvor angedrohten 30%-Zoll ersetzt. Im Gegenzug hat sich die EU verpflichtet, jährlich 250 Milliarden US-Dollar an US-verflüssigtem Erdgas (LNG) zu kaufen, was über drei Jahre insgesamt etwa 750 Milliarden US-Dollar ausmacht. Das Abkommen skizziert auch ein Investitionspaket der EU in Höhe von 600 Milliarden US-Dollar in den USA, das sich auf strategische Sektoren wie saubere Energie, Verteidigungsausrüstung und Fertigung konzentriert. Allerdings bleiben die bestehenden Zölle auf Stahl und Aluminium bei 50%, und Beamte deuteten an, dass ein quotenbasiertes System sie in zukünftigen Verhandlungen ersetzen könnte.
Obwohl das Abkommen einen sofortigen Handelskrieg vermieden hat, befürchten viele, dass es die langfristige Wettbewerbsfähigkeit wichtiger europäischer Industrien beeinträchtigen könnte. Das Abkommen hat bereits innerhalb der EU, insbesondere aus Frankreich, Kritik ausgelöst, was die Marktunsicherheit erhöht.
Der französische Premierminister François Bayrou beschrieb das Abkommen als Akt der "Unterwerfung" und einen "dunklen Tag für Europa", und warnte, dass die langfristige Souveränität und wirtschaftliche Hebelwirkung der EU möglicherweise gefährdet sein könnte. Handelsminister Laurent Saint-Martin sagte am Montag im Radio FranceInter, dass er nicht wolle, dass Paris sich mit dem, was gestern passiert ist, zufrieden gebe, da dies bedeuten würde, dass Europa keine Wirtschaftsmacht sei. "Dieses Abkommen ist nicht ausgewogen, also müssen wir weiterarbeiten," sagte er.
Aus technischer Sicht bewegt sich EUR/CHF nach unten und wird um 0,9316 gehandelt, da sich das bärische Momentum nach einer Ablehnung nahe dem 20-Tage einfachen gleitenden Durchschnitt (SMA), der auch als mittleres Bollinger-Band bei 0,9327 dient, wieder zeigt. Trotz des moderaten Rückgangs bleibt der breitere Trend gedämpft, was die längere Konsolidierungsphase des Paares widerspiegelt.
In einem breiteren Kontext ist EUR/CHF seit Ende April in einer engen Spanne zwischen 0,9430 und 0,9300 gefangen und kann in beide Richtungen keinen nachhaltigen Trend aufrechterhalten. Wiederholte Versuche, über die 0,9430-Obergrenze auszubrechen, sind gescheitert, während Rückgänge zur 0,9300-Untergrenze konsequent Käufer gefunden haben. Die Bollinger-Bänder ziehen sich zusammen, was ein Zeichen für sinkende Volatilität und das Potenzial für einen eventualen Ausbruch ist. Der Relative Strength Index (RSI) liegt bei 45,84 und zeigt eine leichte bärische Neigung, ohne in überverkaufte Bereiche einzutreten, während der Average Directional Index (ADX) bei 21,14 eine schwache Trendstärke signalisiert, was mit der range-bound Struktur übereinstimmt.
Ein nachhaltiger Durchbruch unter die Unterstützung bei 0,9300 würde einen bärischen Wechsel markieren und könnte die Abwärtsniveaus um 0,9250 freilegen. Auf der anderen Seite könnte ein Abprall von den aktuellen Niveaus und ein Schluss über dem 20-Tage-SMA dazu führen, dass das Paar erneut die obere Spannenobergrenze nahe 0,9430 testet, wobei der nächste Widerstand bei der psychologischen 0,9500-Marke gesehen wird.
Der Euro ist die Währung der 19 Länder der Europäischen Union, die zur Eurozone gehören. Nach dem US-Dollar ist er die am zweithäufigsten gehandelte Währung der Welt. Im Jahr 2022 machte er 31 % aller Devisentransaktionen aus, mit einem durchschnittlichen Tagesumsatz von über 2,2 Billionen US-Dollar pro Tag. Der EUR/USD ist das am meisten gehandelte Währungspaar der Welt und macht schätzungsweise 30 % aller Transaktionen aus. Es folgen der EUR/JPY mit 4 %, der EUR/GBP mit 3 % und der EUR/AUD mit 2 %.
Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt, Deutschland, ist die Zentralbank der Eurozone. Sie legt die Zinssätze fest und steuert die Geldpolitik. Das Hauptziel der EZB ist die Preisstabilität, was entweder die Kontrolle der Inflation oder die Förderung des Wachstums bedeutet. Ihr wichtigstes Instrument ist die Anhebung oder Senkung der Zinssätze. Relativ hohe Zinssätze oder die Erwartung höherer Zinssätze stärken in der Regel den Euro und umgekehrt. Der EZB-Rat trifft geldpolitische Entscheidungen in acht Sitzungen pro Jahr. Diese werden von den Leitern der nationalen Zentralbanken der Eurozone und sechs ständigen Mitgliedern, darunter EZB-Präsidentin Christine Lagarde, getroffen.
Die Inflation in der Eurozone, gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), ist ein entscheidender Faktor für den Euro. Übertrifft die Inflation die Erwartungen und das Ziel von 2 % der Europäischen Zentralbank (EZB), wird die EZB wahrscheinlich die Zinsen anheben müssen, um die Preisstabilität zu sichern. Höhere Zinsen im Vergleich zu anderen Währungsräumen machen den Euro attraktiver für globale Investoren und stärken somit die Währung.
Veröffentlichungen von Wirtschaftsdaten beeinflussen die Gesundheit der Wirtschaft und somit den Euro. Indikatoren wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP), Einkaufsmanagerindizes (PMI), Beschäftigungszahlen und Konsumentenstimmung geben Hinweise auf die Entwicklung der gemeinsamen Währung. Eine starke Wirtschaft stützt den Euro, da sie ausländische Investitionen anzieht und möglicherweise die Europäische Zentralbank (EZB) zu Zinserhöhungen bewegt. Schwache Daten hingegen lassen den Euro oft fallen. Besonders relevant sind hierbei die Daten der vier größten Volkswirtschaften des Euroraums – Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien –, die rund 75 % der Eurozonen-Wirtschaft ausmachen.
Ein entscheidender Faktor für den Euro ist die Handelsbilanz, die den Unterschied zwischen den Einnahmen aus Exporten und den Ausgaben für Importe eines Landes über einen bestimmten Zeitraum misst. Wenn ein Land gefragte Exportgüter herstellt, erhöht sich die Nachfrage nach seiner Währung, da ausländische Käufer diese Waren erwerben wollen. Eine positive Handelsbilanz stärkt somit den Euro, während ein Handelsdefizit die Währung unter Druck setzen kann.