Der Euro (EUR) hält am Freitag in einer Phase mit geringer Handelsaktivität moderate Gewinne gegenüber dem US-Dollar (USD). Da die US-Märkte wegen des Unabhängigkeitstags geschlossen sind, ist die Liquidität begrenzt.
Frische Schlagzeilen zu Präsident Trumps vorgeschlagenen Zöllen und der US-Fiskalpolitik belasten den US-Dollar, während EUR/USD zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts nahe 1,1780 notiert.
Der Fokus liegt auf der Frist vom 9. Juli für neue US-Handelszölle. Dies folgt auf Präsident Trumps Erklärung, dass Briefe mit den Anforderungen für jedes Land, um Geschäfte mit den Vereinigten Staaten zu tätigen, bereits am Freitag verschickt werden.
Die vorgeschlagenen Zölle, die zwischen 10% und 70% liegen, könnten bereits am 1. August in Kraft treten und die Handelskonflikte zwischen den USA und ihren Partnern, insbesondere der Europäischen Union (EU), verschärfen.
Während die EU Anfang dieser Woche einem globalen Zoll von 10% zugestimmt hat, der am 'Befreiungstag' im April eingeführt wurde, bleiben Bedenken hinsichtlich der Zölle auf Aluminium und Stahl, die derzeit bei 50% liegen, sowie der Zölle auf Autoimporte, die 25% betragen, bestehen.
Letzteres ist besonders besorgniserregend für Deutschland, die größte Volkswirtschaft der EU, deren exportlastiger Industriesektor anfällig für zunehmenden Protektionismus ist.
Die Märkte bewerten auch die Auswirkungen der neuen Ausgaben- und Steuerlegislation, die derzeit im Weißen Haus zur Unterzeichnung durch Präsident Trump bereitliegt.
Während das 'Big, Beautiful Bill' erhebliche Kürzungen bei Initiativen für grüne Energie und Medicaid vornimmt, wirft es auch Bedenken hinsichtlich der Gesundheit der US-Fiskalpolitik auf. Das Congressional Budget Office (CBO) schätzt, dass das Gesetz das nationale Defizit in den nächsten zehn Jahren um 3,3 Billionen Dollar erhöhen könnte, während die Schuldenobergrenze voraussichtlich um etwa 5 Billionen Dollar steigen wird.
Technisch gesehen bleibt EUR/USD in einem festen Aufwärtstrend, obwohl einige Anzeichen einer Konsolidierung aufgetreten sind. Das Paar hält sich über seinem 10-Tage-Simple Moving Average (SMA) bei 1,1720 und deutlich über dem 20-Tage-SMA bei 1,1610, die beide Unterstützung für das Paar bieten.
Der Widerstand bleibt bei 1,1800, was die Tür für einen Anstieg in Richtung des jüngsten Hochs von 1,1830 öffnen könnte. Der Relative Strength Index (RSI), der knapp unter 70 liegt, zeigt überkaufte Bedingungen an. Dies deutet auf starkes Aufwärtsmomentum hin, birgt jedoch auch das Potenzial für einen kurzfristigen Pullback oder eine Seitwärtsbewegung, wenn die Fundamentaldaten den US-Dollar unterstützen.
Obwohl sowohl Zölle als auch Steuern staatliche Einnahmen generieren, die zur Finanzierung öffentlicher Güter und Dienstleistungen verwendet werden, gibt es einige wesentliche Unterschiede. Zölle werden im Voraus bei der Einfuhr am Hafen entrichtet, während Steuern beim Kaufzeitpunkt bezahlt werden. Steuern werden Einzelpersonen und Unternehmen auferlegt, während Zölle von Importeuren gezahlt werden.
Unter Wirtschaftswissenschaftlern gibt es zwei unterschiedliche Sichtweisen auf die Nutzung von Zöllen. Einige argumentieren, dass Zölle notwendig sind, um heimische Industrien zu schützen und Handelsungleichgewichte auszugleichen. Andere sehen Zölle als schädliches Instrument an, da sie langfristig die Preise in die Höhe treiben könnten und durch sogenannte „Auge-um-Auge-Zölle“ einen schädlichen Handelskrieg auslösen könnten.
Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im November 2024 hat Donald Trump deutlich gemacht, dass er Zölle einsetzen will, um die US-Wirtschaft und amerikanische Produzenten zu unterstützen. Im Jahr 2024 machten Mexiko, China und Kanada 42 % der gesamten US-Importe aus. Laut dem US Census Bureau war Mexiko in diesem Zeitraum mit Exporten im Wert von 466,6 Milliarden US-Dollar der wichtigste Handelspartner. Daher plant Trump, sich bei der Verhängung von Zöllen auf diese drei Länder zu konzentrieren. Außerdem möchte er die durch Zölle generierten Einnahmen nutzen, um die Einkommensteuer für Privatpersonen zu senken.