Der EU-Rat hat sich vorläufig mit dem Parlament darauf geeinigt, den Mitgliedsstaaten mehr Flexibilität zu gewähren, um ihre Ziele für die Befüllung der Gasspeicher zu erreichen, stellt Thu Lan Nguyen, Leiterin des Devisen- und Rohstoff-Research der Commerzbank, fest.
"Das bisherige Ziel sah einen Füllungsgrad von 90% vor Beginn der Entnahmephase vor. Die Mitgliedsstaaten dürfen nun um bis zu 10 Prozentpunkte von diesem Ziel abweichen. Eine weitere Abweichung von fünf Prozentpunkten ist im Falle ungünstiger Marktbedingungen zulässig. Darüber hinaus hat die EU auch die Frist für die Erreichung des Ziels um zwei Monate, genauer gesagt um den 1. November, verkürzt. Die Maßnahmen sollen die Volatilität der Preise dämpfen."
"Zu Beginn des Jahres waren Zweifel aufgekommen, ob das 90%-Ziel angesichts des deutlichen Rückgangs der Lagerbestände nach dem Winter, der zu einem deutlichen Anstieg der Gaspreise geführt hatte, erreicht werden kann. Die Flexibilisierung der Ziele sollte in der Tat verhindern, dass die Mitgliedstaaten möglicherweise mehr Gas zu ungünstigen Preisen auf dem Spotmarkt kaufen müssen, um ihre Gasspeicher rechtzeitig zu füllen."
"Eine weitere Entlastung für die europäischen Preise für Gas kommt von der Nachfrageseite. Laut Kpler werden die chinesischen LNG-Importe im Juni voraussichtlich ebenfalls deutlich niedriger ausfallen als im Vorjahr. Der Grund dafür dürfte der starke Zufluss von Pipelines, z.B. aus Russland, sein. Wenn Chinas LNG-Importnachfrage gedämpft bleibt, dürften auch die europäischen Gaspreise, die inzwischen stark vom globalen LNG-Handel bestimmt werden, in Schach gehalten werden."