Entgegen den Wünschen eines gewissen Vertreters des Weißen Hauses hat die Federal Reserve der USA am Mittwoch ihren Leitzins unverändert bei 4,25-4,5 % belassen. Allerdings passte sie ihre Wirtschaftsprognosen recht deutlich an. Diese deuten auf die Erwartung eines eher stagflationären Umfelds hin. Die Wachstumserwartungen für dieses Jahr wurden von 1,7 % auf 1,4 % gesenkt, und es wird nun mit einer etwas höheren Arbeitslosenquote gerechnet, stellt Volkmar Baur, Devisenanalyst der Commerzbank, fest.
"Dagegen wurde die Inflationsprognose nicht wie erwartet gesenkt, sondern auf 3,0% angehoben (von 2,7% im März). Außerdem geht der Median der FOMC-Mitglieder nach wie vor davon aus, dass die Leitzinsen bis Ende des Jahres um 50 Basispunkte gesenkt werden. Allerdings war diese Mehrheit im Juni nur noch sehr knapp. Während acht Mitglieder immer noch zwei Schritte sehen (neun im März), erwarten nun sieben Mitglieder überhaupt keine Anpassung. Im März vertraten nur vier Mitglieder diese Ansicht."
"Diese gespaltene Meinung könnte durchaus den Druck widerspiegeln, unter dem die Fed derzeit steht. Einerseits deuten die jüngsten Daten auf eine Verlangsamung der US-Wirtschaft hin. Die Einzelhandelsumsätze waren im Mai erneut schwächer als im Vormonat, die Industrieproduktion enttäuschte, und auch der Arbeitsmarkt zeigt erste Anzeichen einer leichten Schwäche. Auf der anderen Seite machen es aber politische Angriffe aus dem Weißen Haus und zunehmend auch aus anderen Teilen der Regierung der Fed nahezu unmöglich, die Leitzinsen präventiv zu senken, da sie sich damit dem Vorwurf der Einflussnahme aussetzen würde."
"Und Unabhängigkeit ist, zu Recht, ein wertvoller Vermögenswert für Zentralbanken. Man könnte also sagen, dass Donald Trump mit seinen verbalen Attacken genau das Gegenteil von dem erreicht, was er eigentlich will. Es könnte aber auch gut sein, dass er einfach nur den Boden bereitet, um Jerome Powell die Schuld zu geben, wenn die US-Wirtschaft aufgrund seiner fragwürdigen Außenhandelspolitik in Schwierigkeiten gerät. So oder so ist dies kein positives Umfeld für den US-Dollar."