Die Kryptowährung XRP notiert am Freitag bei rund 2,14 US-Dollar – ein Preis, der deutlich unter dem Niveau liegt, das viele Anleger noch vor wenigen Tagen für möglich gehalten hätten. Der plötzliche Einbruch unter die wichtige Unterstützung bei 2,20 US-Dollar hat bei vielen Marktteilnehmern für Nervosität gesorgt – besonders bei denen, die auf steigende Kurse gesetzt hatten. Die Folge: massive Liquidationen im Futures-Markt. Das offene Interesse ist regelrecht eingebrochen.
Auslöser für den plötzlichen Abverkauf war ein unerwarteter geopolitischer Schock. Israel hat in der Nacht zum Freitag iranische Ziele angegriffen – darunter nach Berichten von Reuters mutmaßliche Nuklearanlagen, Raketenfabriken und militärische Kommandostrukturen. Iran reagierte umgehend und startete seinerseits Drohnenangriffe auf israelisches Gebiet. Israel rief daraufhin den nationalen Notstand aus.
In einem ohnehin sensiblen Marktumfeld reichte diese Eskalation aus, um eine Welle der Risikoaversion auszulösen. Viele Investoren zogen sich aus riskanteren Anlagen zurück – darunter auch Kryptowährungen wie XRP.
Parallel zu den Turbulenzen an den Märkten gibt es Neuigkeiten im Rechtsstreit zwischen Ripple und der US-Börsenaufsicht SEC. Beide Parteien haben beim zuständigen Bezirksgericht in New York einen gemeinsamen Antrag eingereicht, um die bestehende Verfügung aufzuheben und die Freigabe von 125 Millionen US-Dollar aus einem Treuhandkonto zu erwirken.
Der Vorschlag: 50 Millionen US-Dollar sollen an die SEC gehen, der Rest würde an Ripple zurückfließen – entsprechend dem Vergleich, der Anfang Mai geschlossen wurde. Laut Gerichtsdokumenten wollen Ripple und die SEC anschließend beim zuständigen Berufungsgericht eine begrenzt rückwirkende Klärung erwirken, um die Einigung formal durchzusetzen.
Noch Anfang Mai hatte das Gericht einen ähnlichen Antrag abgelehnt – unter Verweis darauf, dass beide Seiten nicht ausreichend dargelegt hätten, warum „außergewöhnliche Umstände“ eine Änderung des ursprünglichen Urteils rechtfertigen würden. Dieses Urteil hatte Ripple zu einer Strafe von 125 Millionen US-Dollar verurteilt, weil das Unternehmen XRP ohne Genehmigung an institutionelle Investoren verkauft hatte.
Trotz der Unsicherheiten im Markt bleibt das Interesse institutioneller Investoren an XRP bemerkenswert hoch – und nimmt weiter zu. Mehrere börsennotierte Unternehmen wie VivoEnergy, Trident Digital Tech, Wellgistics Health, Webus International und Hyperscale Data haben neue Treasury-Strategien vorgestellt, die XRP gezielt einbinden.
Zudem hat das DeFi-Projekt Ondo Finance bekannt gegeben, dass es seine kurzlaufenden US-Staatsanleihen (OUSG) künftig auch über den XRP Ledger (XRPL) verfügbar macht. Damit können institutionelle Anleger auf dem XRPL erstmals direkt in US-Staatsanleihen investieren – ein weiterer Schritt, der die Brücke zwischen klassischem Finanzsystem und Krypto-Ökosystem stärkt.
Nach dem Rücksetzer in Richtung 2,09 US-Dollar konnte sich XRP leicht erholen – aktuell liegt der Kurs bei rund 2,14 US-Dollar. Ein kurzfristiger Hoffnungsschimmer, gestützt durch die 200-Tage-Linie (EMA), die in diesem Bereich als technische Unterstützung fungiert.
Allerdings mahnen die Indikatoren zur Vorsicht: Der Relative-Stärke-Index (RSI) notiert unter der neutralen 50er-Marke und liegt zudem unterhalb einer fallenden Trendlinie – beides eher schwache technische Signale. Sollte die 2,09-Dollar-Marke fallen, könnte es eng werden: Der Bereich um 2,00 US-Dollar wäre dann die nächste kritische Grenze nach unten.
Wichtige Marken für die nächsten Tage bleiben:
Die Mittellinie des fallenden Kanals, die aktuell als kurzfristige Unterstützung dient
Und die bereits genannte 200-Tage-EMA bei 2,09 US-Dollar
Viel wird nun davon abhängen, wie sich die politische Lage im Nahen Osten entwickelt. Sollte sich die Situation beruhigen – was unter US-Präsident Donald Trump nicht auszuschließen ist – und die Stimmung an den Krypto-Märkten wieder positiver werden, könnten Anleger wieder vermehrt in Risikoanlagen wie XRP einsteigen.
Ein Anstieg über 2,14 US-Dollar könnte dann als Signal für eine technische Gegenbewegung gesehen werden. In diesem Fall wären 2,34 US-Dollar das erste Kursziel, gefolgt von einem möglichen Test der 2,50-Dollar-Marke. Das würde einem Kursanstieg von rund 17 % entsprechen – genug, um kurzfristig neue Dynamik in den Markt zu bringen.
XRP steht aktuell unter erheblichem Druck – sowohl durch externe geopolitische Faktoren als auch durch Unsicherheiten im laufenden Rechtsverfahren. Gleichzeitig gibt es aber auch positive Entwicklungen: die Annäherung mit der SEC, steigendes institutionelles Interesse und die Integration klassischer Finanzinstrumente auf dem XRPL. Wer bereits investiert ist, sollte jetzt vor allem auf die Unterstützungszone bei 2,09 US-Dollar achten – und auf die Frage, wie schnell sich das politische Klima wieder beruhigt. Denn dann könnte XRP wieder Fahrt aufnehmen.