Mehrere große Kryptowährungen haben in den vergangenen Tagen eine kleine Erholung gestartet. Die gesamte Marktkapitalisierung ist erneut über die Marke von 3 Billionen US-Dollar gestiegen. Auch Ripple (XRP) war dabei: Der Kurs kletterte heute um rund 8 Prozent und erreichte kurzfristig 2,30 US-Dollar.
Doch hinter der schnellen Erholung steckt ein Problem, das sich nicht einfach wegdiskutieren lässt. Neue Daten zeigen: Trotz des Kursanstiegs bleibt XRP fest in der Hand der Verkäufer.
Warum das wichtig ist – und warum der Bereich um 2 US-Dollar jetzt zur entscheidenden Marke für die Zukunft des Tokens wird.
Eine aktuelle Analyse von CryptoQuant zeigt eine Entwicklung, die Anleger hellhörig machen sollte. Die Beteiligung am Markt nimmt spürbar ab. Vor allem im Derivatemarkt, der oft als Frühindikator für Trendwechsel gilt, sind die Signale klar negativ.
Auf Binance, der größten Handelsplattform für XRP-Derivate, ist das Open Interest von Spitzenwerten von über 1,7 Milliarden US-Dollar auf knapp 504 Millionen eingebrochen – nach einem kurzen Tief bei 473 Millionen. Ein Rückgang dieser Größenordnung bedeutet: Investoren ziehen Kapital ab, und zwar auf beiden Seiten. Long-Positionen werden geschlossen, Short-Positionen ebenfalls.
Das Ergebnis ist ein Markt, der zwar steigende Kurse zeigt, aber gleichzeitig sein Fundament verliert. Genau das macht die Situation so brisant.
CryptoQuant bringt es auf den Punkt: Die Kombination aus fallendem Open Interest und zwischenzeitlich rückläufigem Kurs bedeutet, dass Marktteilnehmer zwar Positionen schließen – sie aber nicht wieder neu eröffnen. Ein Zeichen dafür, dass Überzeugung fehlt. Oder anders gesagt: Die aktuelle Erholung steht auf wackligen Beinen.
Über die vergangenen zwei Monate hinweg sind die Funding Rates bei XRP immer wieder ins Negative gedreht. Das heißt: Short-Seller müssen zahlen, um ihre Positionen überhaupt offen zu halten.
In vielen Situationen wäre das ein Hinweis auf einen übertrieben pessimistischen Markt. Doch diesmal ist es anders. Negative Funding Rates bei gleichzeitig fallendem Open Interest sprechen dafür, dass Käufer schlichtweg fehlen. Die Verkäufer dominieren weiterhin, selbst jetzt – während der Kurs steigt.
Wenn man die Entwicklungen zusammennimmt – Open Interest, Funding Rates, Kursverlauf –, ergibt sich ein klares Muster: Die Dynamik hat sich abgeschwächt. XRP gewinnt zwar kurzfristig an Wert, verliert aber gleichzeitig die strukturelle Unterstützung, die nötig wäre, um diesen Trend längerfristig fortzusetzen.
Bemerkenswert ist dabei: Trotz der Erholung auf etwa 2,23 US-Dollar gibt es derzeit keinerlei Hinweise auf eine ernsthafte Akkumulation durch größere Marktteilnehmer oder institutionelle Investoren. Genau das wäre jedoch nötig, um einen nachhaltigen Aufwärtstrend zu erzeugen.
Während die On-Chain-Daten ein eher skeptisches Bild zeichnen, argumentieren einige Chartanalysten deutlich optimistischer.
Der Analyst CRYPTOWZRD sieht XRP nach einem starken Tagesabschluss und einem Anstieg des XRP/BTC-Verhältnisses in einer guten Position für weitere Kursgewinne. Aus seiner Sicht spricht vieles dafür, dass der Markt kurzfristig weiter steigen kann. Ein kleiner Rücksetzer wäre seiner Ansicht nach sogar positiv, weil er bessere Einstiegschancen eröffnet, bevor der nächste Impuls nach oben einsetzt.
Auch Analyst Ali Martinez erkennt eine potenziell bullische Formation: eine rechtwinklig aufsteigende, sich ausweitende Keilformation. In der Charttechnik deutet dieses Muster häufig auf die Chance weiterer Kursgewinne hin.

Doch Martinez setzt eine klare Bedingung: Diese Struktur bleibt nur intakt, wenn XRP über der Marke von 2 US-Dollar bleibt.
Damit wird aus einer scheinbar technischen Nebensächlichkeit eine zentrale Frage für alle Anleger: Hält die Unterstützung bei 2 US-Dollar – oder fällt sie?
Damit ist die entscheidende Botschaft klar: XRP hat sich zwar kurzfristig erholt, aber der Markt zeigt deutlich, dass das Fundament dieser Bewegung schwach ist.
Solange Open Interest und Funding Rates sich nicht stabilisieren und solange keine größeren Käufer sichtbar in den Markt treten, bleibt die Gefahr eines erneuten Rückschlags real.
Und deshalb rückt die Marke von 2 US-Dollar in den Mittelpunkt.
Bleibt XRP darüber, ist eine Fortsetzung der Erholung möglich – auch wenn die Datenlage bisher wenig Unterstützung bietet.
Fällt der Token jedoch klar darunter, droht ein Bruch des charttechnischen Musters. In diesem Fall könnte sich die aktuelle Erholung als klassischer Bärenmarkt-Bounce entpuppen.
Genau dieser mögliche Bruch macht die Situation so spannend – und so riskant.