Die indische Rupie (INR) stärkt sich am Freitag weiter und profitiert von der Schwäche des US-Dollars (USD), während der Greenback aufgrund politischer Unruhen und schwacher wirtschaftlicher Daten weiter nachgibt. Die frische Kritik von US-Präsident Donald Trump an Federal Reserve (Fed)-Vorsitzendem Jerome Powell, gepaart mit schwächer als erwarteten US-BIP-Daten für das erste Quartal, belastet den Greenback erheblich. Infolgedessen bleibt der US-Dollar-Index (DXY) nahe einem Drei-Jahres-Tief, was die Nachfrage nach Währungen aus Schwellenländern wie der Rupie anheizt.
USD/INR steht unter Druck und rutscht während der europäischen Handelsstunden auf ein Zwei-Wochen-Tief von etwa 85,50. Der US-Dollar-Index (DXY) bleibt jedoch stabil bei 97,24 und schwebt nahe dem am Donnerstag markierten Drei-Jahres-Tief, während die Händler auf die Daten zum Kernpreisindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE) für Mai warten, dem bevorzugten Inflationsmaß der Fed, das um 12:30 GMT veröffentlicht werden soll.
Die gezielte Kritik von Präsident Trump an Fed-Vorsitzendem Powell hat erneute Zweifel an der Unabhängigkeit der Zentralbank geweckt, was die Händler dazu veranlasst hat, ihre Wetten auf Zinssenkungen zu erhöhen. Es gibt wachsende Gerüchte, dass Trump versuchen könnte, die Politik über einen "Schattenvorsitzenden" zu beeinflussen – eine inoffizielle Figur, die die Richtung der Fed-Politik bis zum Ende von Jerome Powells Amtszeit im Mai 2026 beeinflussen soll.
Die Märkte reagierten schnell, und die Händler erhöhten am Donnerstag ihre Wetten auf Zinssenkungen. Laut Daten der CME Group ist die Wahrscheinlichkeit für drei Zinssenkungen in diesem Jahr auf etwa 60% gestiegen, nachdem zuvor nur zwei Zinssenkungen erwartet wurden.
Das USD/INR-Paar hat entscheidend unter die untere Grenze des steigenden Kanals gebrochen, den es seit Anfang Mai respektiert hat, was darauf hindeutet, dass die Bären die Oberhand haben. Das Paar wird derzeit bei 85,48 gehandelt und rutscht unter den 21-Tage Exponential Moving Average (EMA) bei 85,84 – ein bärisches technisches Signal.
Der Bruch unter die psychologische Unterstützung bei 86,00 hat die Tür für einen Test der nächsten horizontalen Unterstützung bei etwa 85,00 geöffnet, die durch frühere Konsolidierungsniveaus markiert ist. Ein starker täglicher Schlusskurs unter dem aktuellen Niveau von 85,50 könnte das Abwärtsmomentum in Richtung 85,00 und möglicherweise 84,50 in den kommenden Sitzungen beschleunigen.
Der Relative Strength Index (RSI) ist auf 44,88 gefallen und zeigt weiterhin nach unten. Dies bestätigt nachlassendes bullisches Momentum und deutet auf weiteres Abwärtspotenzial hin, es sei denn, die Käufer erobern die Zone von 85,85–86,00 zurück.
Die indische Rupie wird stark von externen Faktoren wie dem Ölpreis, der Entwicklung des US-Dollars und dem Ausmaß der ausländischen Investitionen beeinflusst. Interventionen der Reserve Bank of India (RBI) können den Wechselkurs stabilisieren.
Die Reserve Bank of India (RBI) greift aktiv in den Devisenmarkt ein, um den Wechselkurs stabil zu halten und den Handel zu erleichtern. Gleichzeitig versucht sie, die Inflation durch Zinssatzanpassungen bei ihrem Zielwert von 4 % zu stabilisieren. Höhere Zinssätze stärken in der Regel die indische Rupie (INR), da sie das Land für ausländische Investoren attraktiver machen.
Makroökonomische Faktoren wie Inflation, Zinssätze, das Wirtschaftswachstum (BIP), die Handelsbilanz und ausländische Kapitalzuflüsse haben einen direkten Einfluss auf den Wert der indischen Rupie. Ein starkes Wirtschaftswachstum zieht vermehrt internationale Investoren an, was die Nachfrage nach der Rupie steigert. Auch eine weniger negative Handelsbilanz wirkt sich langfristig positiv auf die Währung aus. Besonders höhere Zinssätze – und hier vor allem die Realzinsen, also Zinssätze abzüglich der Inflation – können die Rupie stützen, da sie Indien für ausländische Investoren attraktiver machen. Ein "Risk-on"-Marktumfeld fördert zudem die Zuflüsse von Direkt- und Portfolioinvestitionen (FDI und FII), was ebenfalls die Rupie stärkt.
Eine steigende Inflation, vor allem im Vergleich zu den Handelspartnern Indiens, wirkt sich in der Regel negativ auf die Rupie aus, da dies eine Abwertung durch Überangebot signalisiert. Zudem verteuert Inflation die Exporte, was zu einem verstärkten Verkauf von Rupien führt, um ausländische Importe zu finanzieren – ein negativer Faktor für die Währung. Gleichzeitig reagiert die indische Zentralbank (Reserve Bank of India, RBI) häufig mit Zinserhöhungen auf steigende Inflation, was wiederum die Attraktivität der Rupie für internationale Investoren erhöht und den Kurs stabilisieren kann. Der gegenteilige Effekt tritt bei niedriger Inflation ein.