Der EUR/GBP gewinnt während der frühen europäischen Sitzung am Mittwoch auf etwa 0,8700 an Boden. Bedenken hinsichtlich der Fähigkeit des Vereinigten Königreichs, seine Finanzen unter Kontrolle zu halten, belasten das Pfund Sterling (GBP) gegenüber dem Euro (EUR). Händler bereiten sich auf die Rede von Christine Lagarde, der Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), später am Mittwoch vor.
Das GBP und die Märkte im Vereinigten Königreich erlitten am Dienstag einen neuen Verkaufsdruck, da die langfristigen Kreditkosten der britischen Regierung den höchsten Stand seit 1998 erreichten. Diese Entwicklungen erhöhen den Druck auf den Kanzler vor dem Budget. "Die Bewegungen spiegeln eine allgemeine Besorgnis über die fiskalische Perspektive in der entwickelten Welt wider," sagte Valentin Marinov, Leiter der G10-FX-Strategie bei Credit Agricole. "Das Pfund wird erneut als Druckventil für vorsichtige Anleger angesehen," fügte Marinov hinzu.
Auf der anderen Seite führten die heißeren als erwarteten vorläufigen Daten des Verbraucherpreisindex (VPI) Deutschlands und des harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) der Eurozone zu Unsicherheiten über zukünftige Maßnahmen der EZB und veranlassten die Anleger, die Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen der EZB neu zu bewerten. Das EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel sagte am Dienstag, dass die Zinssätze bereits leicht expansiv seien und fügte hinzu, dass sie keinen Grund für eine weitere Zinssenkung sehe.
Händler werden die Entwicklungen rund um die französische Politik genau beobachten, da der französische Premierminister François Bayrou voraussichtlich eine Vertrauensabstimmung verlieren wird. Meinungsumfragen von Reuters zeigten, dass die meisten Franzosen nun neue nationale Wahlen wünschen, was auf eine zunehmende Unzufriedenheit mit der Politik und ein Risiko für anhaltende Unsicherheit hinweist. Ängste vor einer politischen Krise in Frankreich könnten kurzfristig Verkaufsdruck auf die Gemeinschaftswährung ausüben.
Das Pfund Sterling (GBP) ist die älteste Währung der Welt (886 n. Chr.) und die offizielle Währung des Vereinigten Königreichs. Es ist die am vierthäufigsten gehandelte Währungseinheit auf dem Devisenmarkt (FX) der Welt und macht 12 % aller Transaktionen aus, was durchschnittlich 630 Milliarden US-Dollar pro Tag entspricht. Die wichtigsten Währungspaare sind GBP/USD, auch bekannt als "Cable", das 11 % des FX-Handels ausmacht, GBP/JPY oder "Dragon", wie es von Händlern genannt wird (3 %) und EUR/GBP (2 %). Das Pfund Sterling wird von der Bank of England (BoE) ausgegeben.
Der wichtigste Faktor, der den Wert des Britischen Pfunds beeinflusst, ist die Geldpolitik, die von der Bank of England festgelegt wird. Die BoE richtet ihre Entscheidungen danach aus, ob sie ihr Hauptziel der „Preisstabilität“ – eine Inflationsrate von etwa 2 % – erreicht hat. Ihr wichtigstes Instrument ist die Anpassung der Zinssätze. Wenn die Inflation zu hoch ist, wird die BoE versuchen, sie durch Zinserhöhungen zu dämpfen, was in der Regel positiv für das Pfund ist, da höhere Zinsen das Vereinigte Königreich für internationale Investoren attraktiver machen. Fällt die Inflation zu niedrig aus, deutet dies auf ein langsameres Wirtschaftswachstum hin, und die BoE könnte die Zinsen senken, um das Kreditangebot zu erhöhen und Investitionen anzuregen.
Wirtschaftsdaten sind zentrale Indikatoren für die Stärke der britischen Wirtschaft und beeinflussen maßgeblich den Wert des Pfund Sterling. Daten wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP), Einkaufsmanagerindizes (PMI) und Arbeitslosenzahlen geben Hinweise auf die wirtschaftliche Entwicklung. Eine robuste Wirtschaft zieht ausländische Investitionen an und könnte die Bank of England (BoE) dazu bewegen, die Zinsen zu erhöhen, was das Pfund unterstützt. Schwächere Daten hingegen führen zu einem Abwärtstrend des Pfunds.
Für das britische Pfund ist die Handelsbilanz ein wichtiger Indikator. Sie misst den Unterschied zwischen den Einnahmen aus Exporten und den Ausgaben für Importe über einen bestimmten Zeitraum. Exportiert ein Land stark nachgefragte Güter, führt die höhere Nachfrage aus dem Ausland zu einer Stärkung der Währung. Eine positive Handelsbilanz stärkt das Pfund, während ein Defizit die Währung schwächt.