Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH) haben am Freitag jeweils rund 1 % bzw. 2,5 % verloren – und das, obwohl die US-Inflationsdaten im Rahmen der Erwartungen lagen. Was den Kryptomarkt letztlich ins Rutschen brachte, war eine neue Aussage von US-Präsident Donald Trump, der China vorwarf, das bestehende Handelsabkommen mit den USA gebrochen zu haben. Damit heizt sich der Ton zwischen den beiden Wirtschaftsmächten erneut auf – und Anleger reagieren zunehmend nervös.
Zunächst sah es so aus, als könnten die neuesten Inflationsdaten für eine kleine Verschnaufpause sorgen. Die Kernrate der persönlichen Konsumausgaben (PCE), der von der US-Notenbank bevorzugte Inflationsindikator, lag im April bei 2,5 % im Jahresvergleich – exakt im Rahmen der Erwartungen. Das ist der niedrigste Stand seit März 2021. Auch die Gesamtrate ging leicht zurück auf 2,1 %, während 2,2 % prognostiziert wurden. Auf Monatssicht stiegen beide Werte lediglich um 0,1 %.
Für sich genommen sind das Signale, die eigentlich positiv aufgenommen werden könnten. Die Inflation sinkt, Zinssenkungen der Fed rücken damit tendenziell näher. Doch statt Aufatmen folgte der nächste Dämpfer.
Kurz nach Veröffentlichung der Daten sorgte ein Social-Media-Post von Präsident Trump für Aufsehen. Auf Truth Social warf er China vor, das Handelsabkommen mit den USA „völlig verletzt“ zu haben. Wörtlich schrieb er:
„Die schlechte Nachricht ist, dass China – vielleicht wenig überraschend – DAS ABKOMMEN MIT UNS VOLLSTÄNDIG GEBROCHEN HAT. So viel dazu, nett sein zu wollen.“
Trump betonte zudem, dass seine eingeführten Zölle von 145 % China „in ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten“ gebracht hätten – was letztlich zu einer schnellen Einigung geführt habe, um innere Unruhen zu verhindern. Hintergrund dieser Aussagen ist der wieder aufflammende Handelsstreit, der sich nicht nur auf klassische Märkte, sondern auch zunehmend auf den Technologiesektor und Kryptoanlagen auswirkt.
In den Stunden nach Trumps Beitrag machten erste Berichte die Runde, wonach die USA neue Sanktionen gegen Chinas Technologiesektor vorbereiten könnten. Die Folge: Risk Assets wie Bitcoin gerieten massiv unter Druck – ein mittlerweile bekanntes Muster, das sich schon seit der ersten großen Zolldebatte im Februar abzeichnet.
Bitcoin fiel daraufhin unter die Marke von 105.000 US-Dollar – der niedrigste Stand seit dem 20. Mai. Auf Tagessicht stand ein Minus von rund 1 %, innerhalb der Woche summiert sich der Rückgang auf knapp 3,7 %. Ethereum kam sogar noch deutlicher unter die Räder und verlor am Freitag rund 4 % innerhalb von 24 Stunden. Auch andere große Coins wie XRP und Solana verzeichneten mit Rückgängen von 4,8 % bzw. 5,8 % kräftige Abschläge.
Der Abverkauf erfasste in der Folge nahezu alle Sektoren des Kryptomarktes. Viele Anleger rechnen nun mit einem weiteren typischen „Weekend Dump“, wie er seit einigen Monaten immer wieder zu beobachten ist – insbesondere nach politischen Schlagzeilen kurz vor dem Wochenende.
Besonders heftig traf es erneut die volatilen Meme-Coins. Dogecoin verlor 8 %, Shiba Inu sowie die Tokens PEPE und „Official Trump“ jeweils rund 6 %. Auch die AI-bezogenen Kryptowährungen gerieten deutlich unter Druck. Bittensor (TAO), Near Protocol (NEAR), Internet Computer (ICP), Fetch.ai (FET) und Render (RENDER) verbuchten zwischen 5 % und 9 % Verlust.
Der breite Rückzug deutet darauf hin, dass viele Marktteilnehmer weiterhin vorsichtig agieren – insbesondere bei riskanteren Coins oder gehypten Sektoren. Zwar sind die Rückgänge nicht ganz so drastisch wie noch im Februar oder März, doch die Stimmung bleibt fragil.
Interessant ist: Obwohl Trumps Zollrhetorik mittlerweile nichts Neues ist, reagiert der Markt weiterhin spürbar. Zwar sind die Kursreaktionen nicht mehr so extrem wie noch zu Jahresbeginn – ein Zeichen dafür, dass sich Anleger an die politische Tonlage gewöhnen. Aber ganz immun ist der Markt eben noch nicht.
Solange keine Klarheit über mögliche neue Handelsmaßnahmen besteht, dürfte die Unsicherheit bleiben – und das insbesondere an Wochenenden, wo das Handelsvolumen geringer ist und Kurse schneller kippen können. Für Anleger heißt das: Volatilität bleibt das Gebot der Stunde, und politische Schlagzeilen sind wieder einmal genauso marktbewegend wie wirtschaftliche Fundamentaldaten.