Fünf Jahre lang stand Ripple am Abgrund. Die US-Börsenaufsicht SEC wollte das Unternehmen zu Fall bringen, der XRP-Preis war gefangen – und für viele Investoren schien das Ende nur noch eine Frage der Zeit. Doch jetzt ist alles anders.
Denn US-Präsident Donald Trump hat nicht nur eine zweite Amtszeit gewonnen, sondern gleich auch das Krypto-Regelwerk umgekrempelt. Sein Ziel: Amerika soll „die Krypto-Hauptstadt der Welt“ werden. Dafür holte er mit Paul Atkins einen bekennenden Krypto-Freund an die Spitze der SEC. Ergebnis: Verfahren gegen Binance, Coinbase und auch gegen Ripple sind Geschichte. Im August zog die Behörde ihre Berufung zurück – nach fünf Jahren ist der härteste Krypto-Prozess Amerikas offiziell vorbei.
Ripple hat mit „Ripple Payments“ ein System gebaut, das Banken blitzschnelle Überweisungen über Ländergrenzen hinweg erlaubt. Anstatt Tage zu warten, fließen Gelder in Sekunden. XRP dient dabei als Brückenwährung, um Wechselkurse und Gebühren zu sparen. Ein Transfer kostet winzige 0,00001 XRP – weniger als ein Cent-Bruchteil.
Doch genau das brachte Ärger. Denn XRP ist kein frei geschürfter Coin wie Bitcoin, sondern wird zentral von Ripple kontrolliert. Von insgesamt 100 Milliarden Token sind knapp 60 Milliarden im Umlauf, den Rest gibt Ripple nach und nach frei. Für die SEC war das Grund genug, XRP wie eine Aktie zu behandeln – mit harten Auflagen, die Ripple das Geschäft zerstört hätten.
Ein Gericht stellte sich 2024 weitgehend auf die Seite von Ripple. Und durch Trumps Kurswechsel ist der Rechtsstreit endgültig beendet.
Im Juli kletterte XRP erstmals seit sieben Jahren wieder auf ein Allzeithoch. Grund war nicht nur das SEC-Aus, sondern auch die Zulassung eines neuen Futures-ETF: dem ProShares Ultra XRP ETF. Er hält zwar keine echten XRP, investiert aber in Derivate – und weckt die Hoffnung, dass bald auch Spot-ETFs kommen könnten. Genau das war bei Bitcoin der Wendepunkt, als institutionelle Anleger Milliarden in den Markt schoben.
Doch Vorsicht: XRP ist kein digitaler „Wertspeicher“ wie Bitcoin. Es ist vor allem ein Zahlungsmittel im Ripple-Netzwerk – und das funktioniert auch mit Dollar oder Euro. Banken müssen XRP also gar nicht zwingend nutzen.
Ohne klare Nachfrage nach XRP im Zahlungsverkehr bleibt der Token anfällig für Stimmungsschwankungen. Schon einmal stürzte XRP nach einem Hoch um mehr als 90 Prozent ab – 2018. Wer heute investiert, darf sich über den juristischen Befreiungsschlag freuen, sollte aber wissen: Der Kurs kann genauso schnell wieder einknicken.
Ripple hat das größte Risiko hinter sich gelassen – die SEC ist Geschichte. Für XRP bedeutet das kurzfristig Rückenwind, aber kein automatisches Fundament für nachhaltiges Wachstum. ETFs könnten Impulse geben, doch ohne echten Einsatz von XRP im globalen Zahlungsverkehr bleibt die Rallye fragil. Wer einsteigt, setzt auf hohe Volatilität – und sollte sich bewusst sein: Auf jedes neue Hoch kann auch ein tiefer Absturz folgen.