Japanische Banken in Not: Globale Finanzkrise schlimmer als 2008 erwartet – Zerohedge

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Investing.com – Am Anleihenmarkt spielt sich aktuell eine katastrophale Entwicklung ab, welche das Potenzial hat, das globale Finanzsystem in seinen Grundfesten zu erschüttern, wie es am 15. September 2008 mit der Lehmann-Pleite der Fall war.


Als im März vergangenen Jahres die ersten US-Banken bankrottgingen, warnte Zerohedge, dass sich die nächste Pleitewelle in Japan abspielen wird. Und genau das ist jetzt der Fall, was laut Zerohedge alles bisher dagewesene in den Schatten stellt.


In den USA eilte die Fed den Banken zu Hilfe, indem sie als Reaktion auf die Pleitewelle ein Programm auflegte, welches ein Übergreifen auf andere Sektoren verhindern sollte. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die US-Banken noch immer auf unrealisierten Verlusten in Höhe von mehr als 500 Milliarden Dollar sitzen.


Woher kommen die Verluste?


Die Banken deckten sich während der Niedrigzinsphase reichlich mit Staatsanleihen ein, weil diese als ein todsicheres Investment galten. Doch dann kam die Zinswende, welche die Kurse für US-Staatsanleihen abstürzen ließ, weshalb die Buchverluste bei den Banken unvorstellbare Ausmaße erreichten und die Bilanzen zu bersten drohten.


Die Fed konnte mit einem Trick schlimmeres verhindern, nachdem innerhalb von 5 Tagen 3 US-Banken Konkurs anmeldeten. Alle US-Banken können ihre stark abgewerteten Anleihen über die BTFP-Fazilität der Fed verpfänden und erhalten dafür den Nennwert.


Das wäre so als wenn man eine Aktie für 100 Euro kauft, die dann auf 30 Euro fällt. Wenn man jetzt Geld braucht müsste man zu 30 Euro verkaufen und die 70 Euro Verlust realisieren. Das führt nicht nur zu einer wirklich miesen Performance, sondern man hat vielleicht auch nicht mehr genug Geld um seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. So würde es normalerweise ablaufen, es sei denn, es wird getrickst. Man verpfändet die Aktie und erhält die ursprünglichen 100 Euro. Keiner merkt, dass man sich verspekuliert hat.


Die ungelösten Probleme des Anleihemarkts


Zerohedge spricht davon, dass die Wunden der Bankenpleiten vom März 2023, die in Bezug auf die Bilanzsumme bereits die globale Finanzkrise übertrafen, immer noch tief sitzen.


Doch während die Fed eine Lösung fand, ist diese in Japan nicht in Sicht. Die fünftgrößte japanische Bank, die Norinchukin Bank, die als Japans Anleihe-Wal bekannt ist, befindet sich in einer gefährlichen Schieflage.


Diese Bank hat in ihren Büchern erhebliche Buchverluste und ist jetzt gezwungen zu handeln, nachdem die BoJ zum ersten Mal seit Jahrzehnten die Zinsen erhöht hatte.


Die Bank muss ihr Portfolio von Grund auf neu strukturieren, denn die Zinsen werden in den USA und Europa nicht so schnell und weit sinken wie gedacht. In einem ersten Schritt werden mehr als 10 Billionen Yen (ca. 63 Milliarden Dollar) an US-amerikanischen und europäischen Staatsanleihen verkauft. Laut Zerohedge ein deutliches Signal für tiefere strukturelle Probleme im Finanzsystem.


Die globale Dimension der Krise


Das Problem ist keineswegs auf Japan beschränkt, wie die Tatsache belegt, dass auch die US-Banken noch immer auf nicht realisierten Verlusten von mehr als 500 Milliarden Dollar sitzen. Diese Verluste sind ein Zeichen dafür, dass die Probleme des Anleihemarkts weitreichender sind als bisher angenommen, so Zerohedge. Die japanischen Zinssätze haben sich kaum bewegt, dennoch schlagen sich die geringen Änderungen bereits in Form riesiger Verluste bei inländischen Banken nieder.


Der Verzweiflungsakt der Norinchukin Bank


Norinchukin wird das Geschäftsjahr, das im März 2025 endet, mit einem geschätzten Verlust von 1,5 Billionen Yen beenden. Was weit über den ursprünglichen Erwartungen liegt und laut Zerohedge noch immer zu optimistisch ist. Im März 2009, auf dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise, betrug der Verlust "nur" 590 Milliarden Yen.


Kazuto Oku, CEO der Norinchukin Bank, erklärte, dass die Bank ihr Portfoliomanagement drastisch ändern müsse, um die nicht realisierten Verluste zu verringern. Diese Aussage verdeutlicht die ernste Lage und die Notwendigkeit drastischer Maßnahmen.


Die drohende Liquidation und ihre Folgen


Der geplante Verkauf von ausländischen Anleihen im Wert von über 10 Billionen Yen ist eine verzweifelte Maßnahme, um den unmittelbaren finanziellen Druck zu lindern.


Zerohedge warnt, dass dieser Schritt eine Kaskade von Liquidationen auslösen dürfte. Sobald Norinchukin mit dem Verkauf beginnt, werden andere Banken gezwungen sein, ihre Bestände ebenfalls zu veräußern, was den Markt weiter destabilisiert. Dies sollte erhebliche Auswirkungen auf den US-Anleihemarkt haben, da japanische Investoren einen großen Anteil an US-Staatsanleihen halten.


Ein systemisches Risiko


Der Bericht von Zerohedge unterstreicht, dass die strukturellen Probleme im Anleihemarkt systemische Risiken darstellen, die weit über Japan hinausgehen. Die Entscheidung der Norinchukin Bank, ihre Verluste durch massive Verkäufe zu realisieren, ist ein klares Indiz dafür, dass das Vertrauen in den Anleihemarkt stark erschüttert ist. Die Bank plant, 1,2 Billionen Yen aufzunehmen, um ihre Finanzen zu stützen, doch dies könnte sich als unzureichend erweisen, um die tiefgreifenden Probleme zu lösen.


"Wir werden das Zinsrisiko [von Staatsanleihen] reduzieren und in Vermögenswerte diversifizieren, die das Kreditrisiko von Unternehmen und Einzelpersonen übernehmen", so Oku.


Zerohedge schreibt:


"Leider ist Norinchukin nicht US-amerikanisch, sondern japanisch, und es ist nicht 2023, sondern 2024, als die Hochzinskatastrophe von 2023 eigentlich vorbei sein sollte. Angeblich... aber stattdessen wird es nur noch schlimmer... Norinchukin steht mit dem Rücken zur Wand und zieht die Reißleine: eine geordnete Liquidation von Dutzenden Milliarden von Wertpapieren jetzt, wo sie noch liquide sind und einen vergleichsweise guten Preis bekommen, in der Hoffnung, eine ungeordnete Liquidation und noch viel Schlimmeres in ein paar Monaten zu vermeiden, wenn der Anleihemarkt zum Erliegen kommt."


Das, was da auf die globalen Anleihemärkte zurollt, ist gigantisch und es wird sich auf alle Vermögenswerte auswirken, wenn die Big-Player damit beginnen, alles zu Geld zu machen, was noch irgendwie verkäuflich ist, um so dem Untergang zu entkommen. Zerohedge schreibt:


"Um ein Gefühl für die Größenordnung zu bekommen: Nach Angaben der Bank of Japan beliefen sich die ausstehenden ausländischen Anleihen, die von depotführenden Finanzinstituten gehalten wurden, Ende März auf 117 Billionen Yen. Norinchukin, ein großer institutioneller Anleger in Japan, hält allein 20 % des Gesamtvolumens! Und diejenigen, die sich das fragen: Ja, sobald Nochu mit dem Verkauf beginnt, werden alle anderen mitziehen müssen!"


"Sobald der Verkauf beginnt, kann die Bank von Glück reden, wenn sie auch nur einen Bruchteil des erhofften Erlöses erzielt (denn alle anderen Banken werden nicht einfach nur Däumchen drehend dastehen und abwarten, wie massiv Nochu den Markt neu bewertet)."


"Wenn eine Bank, die 20 % aller ausländischen Anleihen in Japan hält, mit dem Verkauf beginnt, wird die Liquidationskaskade schnell auf den Aktienmarkt übergreifen. Nach Angaben des US-Finanzministeriums hielten japanische Investoren im März US-Staatsanleihen im Wert von 1,18 Billionen Dollar und damit den größten Anteil unter den ausländischen Inhabern."


"Zum Glück muss niemand mutmaßen, was als Nächstes passiert: Es läuft wie in dem Film Margin Call ab. Die Marktteilnehmer haben genau drei Möglichkeiten, wenn die Musik aufhört, zu spielen: 1.) der Erste sein, 2.) schlauer sein als der Rest oder 3.) betrügen. Norinchukin hat sich für die 1. Variante entschlossen. Die Zeit Staatsanleihen vor allen anderen abzustoßen ist gekommen."


Der oben präsentierte Inhalt, ob von einer Drittpartei oder nicht, wird lediglich als allgemeiner Rat betrachtet. Dieser Artikel sollte nicht als enthaltend Anlageberatung, Investitionsempfehlungen, ein Angebot oder eine Aufforderung für jegliche Transaktionen in Finanzinstrumenten ausgelegt werden.

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