Der Euro (EUR) festigt sich am Freitag gegenüber dem britischen Pfund (GBP), wobei der EUR/GBP über dem 100-Tage-Simple Moving Average (SMA) nahe 0,8415 bleibt.
In dieser Woche gab es bemerkenswerte Unterschiede zwischen dem Vereinigten Königreich und der Eurozone, insbesondere da die Märkte berücksichtigen, wie die Bank of England (BoE) und die Europäische Zentralbank (EZB) in den kommenden Monaten vorgehen könnten.
Die Einzelhandelsumsätze Deutschlands fielen im April um 1,1% MoM, ein stärkerer Rückgang als die erwartete Steigerung von 0,2%. Trotz der schwachen monatlichen Zahl fiel die jährliche Lesung mit 2,3% stärker aus als prognostiziert, was etwas Beruhigung bietet, dass die zugrunde liegende Nachfrage nicht zusammengebrochen ist.
Die vorläufigen Verbraucherpreisindex (VPI)-Zahlen für Mai lagen im Einklang mit den Erwartungen und entsprachen sowohl auf monatlicher als auch auf jährlicher Basis den Prognosen.
Allerdings stieg der vorläufige harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) — der die Inflation in einem über die Mitgliedstaaten der Europäischen Union standardisierten Format widerspiegelt — um 0,2% MoM (gegenüber 0,1% Prognose) und 2,1% YoY (gegenüber 2,0% Prognose).
Insgesamt vermittelt die Datenlage ein Bild eines schleppenden Verbrauchermarktes, wobei die Inflation immer noch etwas höher als ideal verläuft, was den Druck auf die EZB aufrechterhält, während sie bewertet, wann sie ihre geldpolitische Lockerung auf Eis legen sollte.
In der Zwischenzeit überraschten die jüngsten Inflationsdaten aus dem Vereinigten Königreich (UK) in dieser Woche positiv. Darüber hinaus hob der Internationale Währungsfonds (IWF) am Dienstag seine Wachstumsaussichten für das Vereinigte Königreich an, was zu Erwartungen führte, dass die BoE die Zinsen länger stabil halten könnte.
Die geldpolitische Divergenz bleibt ein zentrales Thema für EUR/GBP und trägt zur potenziellen Richtung des Paares in der nahen Zukunft bei.
Zentralbanken wie die US-Notenbank oder die Europäische Zentralbank haben die Aufgabe, Preisstabilität zu gewährleisten. Dies erreichen sie, indem sie die Zinsen anpassen und so die Inflation kontrollieren.
Zentralbanken haben ein zentrales Instrument, um die Inflation zu steuern: den Leitzins. Zu festgelegten Terminen veröffentlicht die Bank ihre Zinsentscheidung, in der sie den Leitzins entweder beibehält, senkt oder anhebt. Dies beeinflusst die Zinssätze von Sparguthaben und Krediten, was wiederum Auswirkungen auf das Spar- und Investitionsverhalten der Wirtschaft hat. Zinserhöhungen werden als geldpolitische Straffung bezeichnet, Zinssenkungen als geldpolitische Lockerung.
Eine Zentralbank agiert häufig unabhängig von der Politik. Bevor Mitglieder in den geldpolitischen Rat berufen werden, durchlaufen sie verschiedene Anhörungen und Prüfungen. Jedes Mitglied bringt dabei seine eigene Überzeugung mit, wie die Zentralbank Inflation steuern und die Geldpolitik gestalten sollte. Befürworter einer lockeren Geldpolitik, die niedrige Zinsen und günstige Kredite fördern, um das Wirtschaftswachstum anzutreiben – selbst auf Kosten einer leicht über 2 % liegenden Inflation –, werden als „Tauben“ bezeichnet. „Falken“ hingegen bevorzugen höhere Zinsen, um Sparen zu belohnen, und sehen es als ihre Priorität, die Inflation unter Kontrolle zu halten, bis sie bei oder unter 2 % liegt.
Normalerweise wird jede Sitzung einer Zentralbank von einem Vorsitzenden oder Präsidenten geleitet, der zwischen den verschiedenen Lagern – den sogenannten „Falken“ und „Tauben“ – einen Konsens herstellen muss. Kommt es zu einem Patt bei der Abstimmung, entscheidet der Vorsitzende und verhindert so eine 50:50-Stimmengleichheit über mögliche geldpolitische Anpassungen. Der Vorsitzende hält zudem regelmäßig öffentliche Reden, in denen die aktuelle geldpolitische Ausrichtung und zukünftige Erwartungen kommuniziert werden – diese können oft live mitverfolgt werden. Das Ziel einer Zentralbank ist es, ihre geldpolitischen Maßnahmen umzusetzen, ohne dabei heftige Schwankungen bei Zinssätzen, Aktienmärkten oder der eigenen Währung auszulösen. Bereits vor geldpolitischen Sitzungen geben die Mitglieder ihre Einschätzungen indirekt an die Märkte weiter. In den letzten Tagen vor einer Sitzung herrscht jedoch eine „Blackout-Periode“, während der die Mitglieder keine öffentlichen Äußerungen machen dürfen, bis die neuen Maßnahmen offiziell verkündet wurden.