XRP, die Kryptowährung von Ripple, ist am Donnerstag leicht um 0,5 % gefallen – eigentlich keine große Sache. Doch der Zeitpunkt dieser Bewegung ist bemerkenswert. Denn nur kurz zuvor hatte Webus International (WETO) angekündigt, eine eigene XRP-Reserve im Umfang von bis zu 300 Millionen US-Dollar aufzubauen. Finanziert werden soll das Ganze nicht über Aktienverkäufe, sondern über alternative Wege – ein ungewöhnlicher, aber strategisch interessanter Schritt.
Die Pläne von Webus zeigen deutlich, wie ernst manche Unternehmen XRP inzwischen nehmen. Das US-Unternehmen, spezialisiert auf KI-gestützte Mobilitätslösungen, will XRP künftig für grenzüberschreitende Zahlungen im eigenen Transportsystem nutzen. Ziel ist es, Zahlungen an Fahrer und Dienstleister weltweit ohne Verzögerung und ohne Banken abzuwickeln – samt sofortiger Rückerstattungen bei Bedarf.
„Unsere potenzielle XRP-Integration kann internationale Zahlungshürden abbauen und sofortige Abrechnungen ermöglichen“, sagt Webus-CEO Nan Zheng. Doch ganz konkret ist der Plan noch nicht – laut dem Unternehmen fehlt es aktuell noch an finalen Verträgen und Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen. Noch ist also nichts unterschrieben.
Wie Webus das Ganze finanzieren will? Mit einem Mix aus Bargeld, Bankkrediten, Garantien von Anteilseignern und Kreditlinien, die von klassischen Banken besichert werden. Dazu plant das Unternehmen eine eigene Blockchain-Infrastruktur mit digitalen Wallets, Web3-Token und einem Buchungssystem, das vollständig auf der Blockchain laufen soll.
Und Webus ist nicht allein. Nur einen Tag zuvor hatte das börsennotierte Unternehmen VivoPower gemeldet, dass es 121 Millionen US-Dollar eingesammelt hat – ebenfalls für eine XRP-Treasury-Strategie. Beide Ankündigungen passen in einen größeren Trend: Immer mehr Firmen setzen auf Kryptowährungen wie XRP als strategische Reserve – und nicht mehr nur auf Bitcoin.
Für XRP ist das ein Signal. Denn der Coin wird nicht mehr nur als Spekulationsobjekt gesehen, sondern zunehmend als Werkzeug für reale Anwendungen. Die jüngsten Entwicklungen rund um Futures-Kontrakte und ETF-Produkte sprechen ebenfalls dafür. So wurde XRP kürzlich als Futures-Kontrakt an der US-Terminbörse CME eingeführt, und der erste XRP-Futures-ETF von Volatility Shares ist bereits handelbar. Gleichzeitig warten mehrere US-Fondsgesellschaften auf grünes Licht von der SEC für sogenannte Spot-ETFs auf XRP – was dem Coin einen weiteren Schub geben könnte, sollte die US-Börsenaufsicht zustimmen.
Trotzdem bleibt die Kursentwicklung enttäuschend. Nach den Meldungen fiel XRP leicht um 0,5 % – auf Wochensicht ergibt sich damit ein Minus von über 6 %. Warum? Möglich, dass der Markt auf konkrete Umsetzung statt Ankündigungen wartet. Vielleicht liegt es auch am generellen Gegenwind im Krypto-Sektor oder an der noch fehlenden Klarheit bei regulatorischen Themen – besonders in den USA, wo Präsident Trump zuletzt nur vage Signale zur Krypto-Politik gesendet hat.
Was bleibt, ist der Eindruck, dass XRP in den Hintergrund gedrängt wurde, obwohl es von Unternehmen wie Webus oder VivoPower als praktikabler Zahlungsstandard erkannt wird. Wer sich nicht von kurzfristigen Kursbewegungen irritieren lässt, könnte in dieser Phase aber genau das finden, was viele suchen: einen Coin mit realem Nutzen – und wachsendem institutionellen Interesse.