Das Währungspaar EUR/GBP gewinnt während der frühen europäischen Sitzung am Donnerstag an Dynamik und nähert sich etwa 0,8680. Der Euro (EUR) stärkt sich gegenüber dem Pfund Sterling (GBP), da die Marktteilnehmer darauf wetten, dass die Zinssätze in naher Zukunft unverändert bleiben. Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone werden später am Donnerstag im Mittelpunkt stehen.
Die Inflation in der Eurozone stieg im August und blieb nahe dem Ziel von 2% der Europäischen Zentralbank (EZB), was wahrscheinlich die Marktwetten festigte, dass die Zinssätze in naher Zukunft stabil bleiben, auch wenn die Debatte über Zinssenkungen weiterhin brodeln könnte. Das EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel sagte am Dienstag, dass die Zinssätze bereits leicht akkommodierend seien und fügte hinzu, dass sie keinen Grund für eine weitere Zinssenkung sehe.
Händler werden weitere Hinweise von den Einzelhandelsumsätzen der Eurozone erwarten, die voraussichtlich einen Anstieg von 2,4% im Jahresvergleich im Juli zeigen werden. Die Aufmerksamkeit wird später am Freitag auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone für das zweite Quartal (Q2) gerichtet sein, um neue Impulse zu erhalten.
Die britischen Märkte erlitten am Dienstag einen neuen Ausverkauf, wobei die langfristigen Kreditkosten der britischen Regierung den höchsten Stand seit 1998 erreichten, was einen gewissen Verkaufsdruck auf das GBP ausübte. Dennoch findet das Pfund Sterling etwas Erleichterung nach einer Pause in der Rallye der britischen Staatsanleihenrenditen und den Äußerungen der britischen Finanzministerin Rachel Reeves.
Reeves sagte am Mittwoch, dass sie ihren jährlichen Haushalt am 26. November vorlegen werde und betonte, dass die Wirtschaft nicht "kaputt" sei und dass sie die Ausgaben im Griff behalten werde, um die Inflation und die Kreditkosten zu senken, wie Reuters berichtet.
Der Euro ist die Währung der 19 Länder der Europäischen Union, die zur Eurozone gehören. Nach dem US-Dollar ist er die am zweithäufigsten gehandelte Währung der Welt. Im Jahr 2022 machte er 31 % aller Devisentransaktionen aus, mit einem durchschnittlichen Tagesumsatz von über 2,2 Billionen US-Dollar pro Tag. Der EUR/USD ist das am meisten gehandelte Währungspaar der Welt und macht schätzungsweise 30 % aller Transaktionen aus. Es folgen der EUR/JPY mit 4 %, der EUR/GBP mit 3 % und der EUR/AUD mit 2 %.
Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt, Deutschland, ist die Zentralbank der Eurozone. Sie legt die Zinssätze fest und steuert die Geldpolitik. Das Hauptziel der EZB ist die Preisstabilität, was entweder die Kontrolle der Inflation oder die Förderung des Wachstums bedeutet. Ihr wichtigstes Instrument ist die Anhebung oder Senkung der Zinssätze. Relativ hohe Zinssätze oder die Erwartung höherer Zinssätze stärken in der Regel den Euro und umgekehrt. Der EZB-Rat trifft geldpolitische Entscheidungen in acht Sitzungen pro Jahr. Diese werden von den Leitern der nationalen Zentralbanken der Eurozone und sechs ständigen Mitgliedern, darunter EZB-Präsidentin Christine Lagarde, getroffen.
Die Inflation in der Eurozone, gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), ist ein entscheidender Faktor für den Euro. Übertrifft die Inflation die Erwartungen und das Ziel von 2 % der Europäischen Zentralbank (EZB), wird die EZB wahrscheinlich die Zinsen anheben müssen, um die Preisstabilität zu sichern. Höhere Zinsen im Vergleich zu anderen Währungsräumen machen den Euro attraktiver für globale Investoren und stärken somit die Währung.
Veröffentlichungen von Wirtschaftsdaten beeinflussen die Gesundheit der Wirtschaft und somit den Euro. Indikatoren wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP), Einkaufsmanagerindizes (PMI), Beschäftigungszahlen und Konsumentenstimmung geben Hinweise auf die Entwicklung der gemeinsamen Währung. Eine starke Wirtschaft stützt den Euro, da sie ausländische Investitionen anzieht und möglicherweise die Europäische Zentralbank (EZB) zu Zinserhöhungen bewegt. Schwache Daten hingegen lassen den Euro oft fallen. Besonders relevant sind hierbei die Daten der vier größten Volkswirtschaften des Euroraums – Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien –, die rund 75 % der Eurozonen-Wirtschaft ausmachen.
Ein entscheidender Faktor für den Euro ist die Handelsbilanz, die den Unterschied zwischen den Einnahmen aus Exporten und den Ausgaben für Importe eines Landes über einen bestimmten Zeitraum misst. Wenn ein Land gefragte Exportgüter herstellt, erhöht sich die Nachfrage nach seiner Währung, da ausländische Käufer diese Waren erwerben wollen. Eine positive Handelsbilanz stärkt somit den Euro, während ein Handelsdefizit die Währung unter Druck setzen kann.