EZB und TPI: Rettungsanker für Euro-Anleihemärkte?

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Investing.com - Die jüngste Auflösung der französischen Nationalversammlung und die von Präsident Emmanuel Macron ausgerufenen Neuwahlen sorgen für erhebliche Unruhe an den Finanzmärkten. Laut Capital Economics wird diese politische Unsicherheit die Spreads von Staatsanleihen in der Eurozone zunächst auf hohem Niveau halten.


Steigende Spreads und Marktunsicherheit


Seit der Ankündigung der Neuwahlen hat sich der 10-Jahres-Spread zwischen französischen OATs und deutschen Bundesanleihen um etwa 25 Basispunkte auf nunmehr 75 Basispunkte erhöht. Laut Hubert de Barochez, Senior Markets Economist bei Capital Economics, ist ein Ende dieser Entwicklung vorest nicht in Sicht. „Es scheint kein realistisches Szenario zu geben, das Investoren begrüßen würden“, so de Barochez, der davon ausgeht, dass sich der Spread zunächst noch etwas ausweiten könnte. Die Befürchtung, dass die rechtspopulistische Rassemblement National (RN) oder die linke Nouveau Front Populaire (NFP) bei den Wahlen erfolgreich sein könnten, verstärkt die Nervosität der Märkte. Beide Parteien haben Pläne zur Erhöhung der öffentlichen Ausgaben und könnten Macrons Reformen rückgängig machen.


Die politische Landschaft in Frankreich ist zusätzlich durch die Aussicht auf eine mögliche Präsidentschaft von Marine Le Pen geprägt. Sollte sie Macron 2027 ablösen, könnten Zweifel an Frankreichs Engagement für die EU und den Euro aufkommen.


Die politischen Turbulenzen in der zweitgrößten Volkswirtschaft des alten Kontinents haben auch Auswirkungen auf andere Länder der Eurozone. In als anfällig wahrgenommenen Staaten wie Belgien, Griechenland, Italien, Portugal und Spanien sind die Spreads ebenfalls gestiegen. Das liegt vor allem an den Bedenken, dass mögliche RN- oder NFP-Regierungen in Frankreich die EU-Fiskalregeln nicht einhalten könnten. Dass die Europäische Kommission nun gegen sieben EU-Länder, darunter Frankreich, Italien und Belgien, ein Defizitverfahren wegen zu hoher Neuverschuldung eingeleitet hat, erhöht die Unsicherheit zusätzlich.


Maßnahmen der Europäischen Zentralbank


Trotz dieser Herausforderungen sieht Capital Economics die Spread-Thematik in der Eurozone mittelfristig verhalten optimistisch. Grund dafür ist vor allem das Transmission Protection Instrument (TPI) der Europäischen Zentralbank, das Ansteckungsrisiken innerhalb der Eurozone abmildert. Im historischen Kontext rechnet das Forschungsinstitut daher weiterhin mit vergleichsweise niedrigen Spreads.


Das Transmission Protection Instrument der Europäischen Zentralbank, im Juli 2022 eingeführt, zielt darauf ab, die einheitliche Übertragung geldpolitischer Maßnahmen im Euroraum zu gewährleisten. Es wurde entwickelt, um die Fragmentierung der Finanzmärkte zu verhindern und sicherzustellen, dass alle Mitgliedsländer gleichermaßen von den Entscheidungen der EZB profitieren. Durch gezielte Käufe von Staatsanleihen einzelner Länder kann die EZB verhindern, dass die Renditen in Krisenzeiten unangemessen steigen. Der Einsatz des TPI ist jedoch an wirtschaftspolitische Bedingungen geknüpft, die sicherstellen sollen, dass die begünstigten Länder auf einem nachhaltigen Kurs bleiben.


Zudem würden Länder wie Griechenland, Portugal und Spanien laut Capital Economics von einer verbesserten fiskalischen Dynamik profitieren. In Portugal und Griechenland sei das Verhältnis von Schulden zu BIP deutlich unter das Niveau vor der Pandemie gefallen, was positive Signale für die Zukunft sende.

Kurzfristig ist jedoch kaum mit einer deutlichen Einengung der Spreads in diesen Ländern zu rechnen. „Wir bezweifeln, dass sich diese Bedenken nach den bevorstehenden Wahlen wesentlich abschwächen werden“, warnt de Barochez.

Der oben präsentierte Inhalt, ob von einer Drittpartei oder nicht, wird lediglich als allgemeiner Rat betrachtet. Dieser Artikel sollte nicht als enthaltend Anlageberatung, Investitionsempfehlungen, ein Angebot oder eine Aufforderung für jegliche Transaktionen in Finanzinstrumenten ausgelegt werden.

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