Die chinesische Zollbehörde hat zu Beginn der Woche Daten zu den Rohölimporten im Mai veröffentlicht. Die Einfuhren fielen im vergangenen Monat auf ein Viermonatstief von 46,6 Millionen Tonnen oder 11 Millionen Barrel pro Tag. Im Vormonat hatten sie noch bei 11,7 Millionen Barrel pro Tag gelegen. Der Rückgang kommt nicht überraschend, wie wir bereits am vergangenen Freitag im Hinblick auf den deutlichen Rückgang der Verarbeitung von Rohöl im April festgestellt haben. Nach Angaben des chinesischen Beratungsunternehmens Oilchem wurden im Mai 2,6 Millionen Barrel der täglichen Verarbeitungskapazität wegen Wartungsarbeiten stillgelegt. Nach Angaben des Beratungsunternehmens Kpler haben die Raffinerien daher ihre Öl-Lieferungen für den Mai reduziert, stellt Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst der Commerzbank, fest.
"Hinzu kommt, dass die Preise für Öl nach einem kurzen Rückgang Anfang Mai im Laufe des Monats spürbar gestiegen sind, was das Kaufinteresse gedämpft haben dürfte. Die schwächere Importnachfrage Chinas schlug sich auch in einer deutlichen Senkung der offiziellen Verkaufspreise für Öllieferungen im Mai durch Saudi-Arabien nieder. Aufgrund der verschärften US-Sanktionen dürften auch unabhängige Raffinerien auf die Einfuhr von iranischem Öl verzichtet haben, auch wenn es hierzu keine offiziellen Angaben aus China gibt. Nach Daten von Bloomberg fielen die iranischen Ölexporte nach China im Mai zum ersten Mal seit sechs Monaten unter die Marke von 1 Million Barrel pro Tag."
"Gleichzeitig exportierte China im Mai auch weniger Öl-Produkte. Die Ausfuhren beliefen sich auf 4,41 Millionen Tonnen. Im Vormonat waren es noch knapp über 5 Millionen Tonnen gewesen. Im Vorjahr waren es fast 1 Million Tonnen mehr. Das letzte Mal, dass die Ausfuhren von Ölprodukten auf einem niedrigeren Niveau lagen, war im Februar. Detaillierte Zahlen zu einzelnen Ölerzeugnissen wird die Zollbehörde erst zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlichen. Die niedrigeren Exporte dürften in erster Linie auf eine geringere Verarbeitung von Rohöl zurückzuführen sein.
"Sie könnten aber auch auf eine schwächere Nachfrage in den asiatischen Nachbarländern hinweisen, die es den chinesischen Raffinerien erschwert, überschüssige Ölprodukte zu exportieren. Dies würde für gedämpfte Verarbeitungsmargen in China und eine zurückhaltende Verarbeitung von Rohöl sprechen, selbst wenn die Wartungsarbeiten abgeschlossen sind. Infolgedessen würde auch der Bedarf an Rohölimporten gedämpft bleiben, was die Preise für Öl belasten würde."