Die ungarische Notenbank hat die Leitzinsen unverändert belassen, dabei jedoch einen deutlich lockereren Ton angeschlagen. Damit rücken Zinssenkungen näher, was die Märkte zu stärkeren Lockerungserwartungen veranlasst und dem Euro gegenüber dem Forint neuen Auftrieb geben könnte, schreibt ING-Devisenanalyst Frantisek Taborsky.
„Die Nationalbank von Ungarn hat den Leitzins gestern wie erwartet bei 6,50 Prozent belassen. Die neue Prognose brachte jedoch eine dovishe Verschiebung: Die Inflation wird im kommenden Jahr im Durchschnitt nur noch bei 3,2 statt zuvor 3,8 Prozent gesehen, zugleich hat sich der wirtschaftliche Ausblick eingetrübt. Die größte Überraschung kam jedoch auf der Pressekonferenz mit dem klar lockeren Ton von Notenbankchef Mihály Varga. Er erklärte, dass neue Daten von Sitzung zu Sitzung bewertet würden und die Notenbank bei günstiger Entwicklung bereit sei, die Zinsen zu senken.“
„Obwohl sich der Markt auf einen möglicherweise dovishen Ton eingestellt hatte, konnte die Notenbank dennoch überraschen. An den Zinsmärkten sind nun zusätzliche Zinssenkungen von zehn Basispunkten für das kommende Jahr eingepreist, insgesamt werden inzwischen 60 Basispunkte erwartet. Der Endzins ist auf 5,72 Prozent im Jahr 2027 gefallen. Angesichts des gestrigen Signals und unserer aktualisierten Prognose sehen wir Spielraum für weitere Zinssenkungserwartungen, insbesondere wenn die Inflationsdaten weiterhin schwächer ausfallen als angenommen.“
„Der Forint hat gestern sämtliche zuvor erzielten Gewinne wieder abgegeben und tendiert leicht schwächer. Dennoch gehen wir davon aus, dass EUR/HUF in den kommenden Tagen steigen wird. Der Zinsabstand zum Euro nähert sich den engsten Niveaus seit Mai und signalisiert Aufwärtspotenzial für EUR/HUF im Bereich von 386 bis 388. Gleichzeitig erfolgt der dovishe Kurswechsel unter günstigen Rahmenbedingungen für die Notenbank. Die Region erhält Unterstützung durch wachsende Hoffnungen auf ein Friedensabkommen zwischen der Ukraine und Russland, wovon der Forint nach unserer Einschätzung innerhalb Mittel- und Osteuropas am stärksten profitieren würde. Zudem testet EUR/USD neue Höchststände. Sollten sich diese beiden Entwicklungen fortsetzen, würde dies die Aufwärtsrisiken für EUR/HUF dämpfen und der Notenbank künftig zusätzlichen Rückhalt für einen lockeren geldpolitischen Kurs geben.“