Nach einem heftigen Ausverkauf am Donnerstag, der die gesamte Kryptomarktkapitalisierung um rund 4 % auf 3,4 Billionen US-Dollar schrumpfen ließ, zeigt Ripple (XRP) erste Erholungsanzeichen. Der Kurs konnte sich inzwischen wieder auf etwa 2,17 US-Dollar zurückkämpfen, nachdem er tags zuvor fast 9 % eingebüßt hatte. Jetzt stellt sich die Frage: War das nur ein kurzer Rebound – oder der Beginn einer echten Trendwende?
Fakt ist: Die Stimmung hellt sich auf. Und mit Blick auf das Wochenende rückt für viele Anleger bereits die 2,50-Dollar-Marke ins Visier.
Spannend wird es auch auf der makroökonomischen Seite. Am Freitag meldete das US-Arbeitsministerium 139.000 neue Stellen für Mai – mehr als die erwarteten 130.000. Im Vergleich zum April (147.000 Jobs) ist das zwar ein Rückgang, aber insgesamt bleibt der Arbeitsmarkt solide. Die Arbeitslosenquote liegt weiterhin bei 4,2 % – ein historisch niedriger Wert.
Doch so stabil die Daten auch wirken mögen, es gibt zunehmend Anzeichen, dass sich die US-Wirtschaft abkühlt. Und genau das bringt eine neue Dynamik ins Spiel: Sollte sich das Bild bestätigen, könnte die US-Notenbank bei ihrer nächsten Sitzung tatsächlich über Zinssenkungen nachdenken – was insbesondere risikofreudigen Anlageklassen wie Kryptowährungen Auftrieb geben könnte.
Fed-Chef Jerome Powell warnt derweil vor den wirtschaftlichen Folgen der Zollpolitik von Präsident Trump. Analysten wie Mark Zandi von Moody’s sehen bereits deutliche Bremsspuren. Zandi sagte gegenüber NBC News, dass die Wirtschaft „deutlich zurückschaltet“ – und dass die Belastungen durch die Handelskonflikte erst jetzt voll durchschlagen.
Auch in den kommenden Monaten dürften sich steigende Preise durch Importzölle bemerkbar machen. Ein aktueller Fed-Bericht untermauert das: Immer mehr US-Unternehmen rechnen mit höheren Kosten – und mit Preisanstiegen, die letztlich auch Verbraucher spüren werden.
Handelsstreit, Gerichte, Unsicherheit – was bedeutet das für den Kryptomarkt?
Die Kryptomärkte selbst zeigen sich in den letzten Wochen nervös. Das liegt unter anderem an der Unsicherheit rund um Trumps Zölle. Zwischenzeitlich hatte ein Gericht deren Anwendung gestoppt, inzwischen wurde dieser Beschluss aber in einem Berufungsverfahren wieder aufgehoben. Die Zölle bleiben also vorerst bestehen – doch die Verunsicherung über deren langfristige Auswirkungen bleibt bestehen. Für Anleger heißt das: Volatilität bleibt auch in den kommenden Wochen ein Thema.
Technisch gesehen gibt es erste Anzeichen, dass XRP seinen kurzfristigen Abwärtstrend vorerst gestoppt hat. Der Kurs hält sich stabil über der 200-Tage-EMA bei 2,08 US-Dollar – ein Bereich, der als wichtige Unterstützung gilt. Derzeit bewegt sich XRP um die 2,17 US-Dollar und damit genau in einem Bereich, in dem sich entscheidet, ob aus der Gegenbewegung ein neuer Aufwärtstrend wird.
Der RSI zeigt sich auf Tagesbasis neutral, nähert sich aber der 50er-Linie – ein erster Schritt in Richtung bullischer Dynamik. Auch der MACD steht im Fokus. Noch fehlt das klassische Kaufsignal – also der Durchbruch der MACD-Linie über die Signallinie – doch der Indikator arbeitet sich langsam vor. Sollte der MACD zusätzlich die Nulllinie durchstoßen und das Histogramm ins Grüne drehen, würde das die Erholung zusätzlich bestätigen.
Spannend wird es bei 2,26 US-Dollar: Dort treffen der 50- und der 100-Tage-Durchschnitt aufeinander – ein potenzieller Widerstand. Sollte dieser Bereich überzeugend überwunden werden, könnten kurzfristig Kursziele um 2,50 US-Dollar ins Spiel kommen. Mittelfristig wäre sogar ein Anlauf auf die psychologisch wichtige 3-Dollar-Marke denkbar – vorausgesetzt, das Marktumfeld spielt mit.
Ein Blick auf den 4-Stunden-Chart zeigt: Auch hier bewegt sich der RSI Richtung neutraler Zone – was kurzfristig für Stabilität spricht. Der MACD liefert zwar noch kein klares Kaufsignal, aber die Tendenz zeigt nach oben. Das stützt die These, dass sich XRP zumindest kurzfristig stabilisiert hat.
Aber Vorsicht: Noch handelt XRP unter den 50-, 100- und 200-Perioden-EMAs auf dieser Zeitebene. Technisch ist der Token damit weiterhin im übergeordneten Abwärtstrend. Das heißt: Solange keine eindeutige Trendumkehr sichtbar ist, bleibt das Risiko für Rücksetzer bestehen – oder für eine ausgedehnte Seitwärtsphase.
Ripple hat den jüngsten Schock erstaunlich gut verdaut. Die Erholung auf 2,17 US-Dollar könnte sich zu einem neuen Aufwärtstrend entwickeln – zumindest wenn es gelingt, den Widerstand bei 2,26 US-Dollar zu überwinden. Die makroökonomische Lage, inklusive schwächerer US-Daten und Spekulationen über eine Zinssenkung, liefert dabei zusätzliche Impulse.
Gleichzeitig bleibt Vorsicht angebracht. Die Risiken rund um Trumps Handelspolitik und die Reaktion der Notenbank sind real. Technisch ist XRP zwar im Aufwind, aber noch nicht aus dem Gröbsten raus. Wer jetzt investiert, setzt darauf, dass die nächsten Impulse bullish ausfallen. Wer lieber abwartet, sollte genau hinschauen, ob XRP die 2,26er-Marke überwindet – denn dort entscheidet sich, ob die Rallye wirklich in Gang kommt.