Nach dem starken Wochenauftakt legt XRP wieder den Rückwärtsgang ein. Am Dienstagvormittag notierte der Kurs bei 2,44 US-Dollar – ein spürbarer Rücksetzer von den Montagshochs bei 2,65 US-Dollar. Der Grund: Die Rallye, ausgelöst durch das neue Handelsabkommen zwischen den USA und China, verliert an Schwung. Auch das jüngst vereinbarte Teilabkommen mit Großbritannien bringt kaum neue Impulse.
Binnen 24 Stunden wurden laut Daten von CoinGlass rund 35 Millionen US-Dollar an XRP-Positionen liquidiert – vor allem Longs, die mit 22,8 Millionen US-Dollar den Löwenanteil ausmachten. Das ist ein deutliches Signal: Viele Anleger ziehen sich aus kurzfristigen Spekulationen zurück oder sichern Gewinne, statt weiter auf steigende Kurse zu setzen.
Während sich der Markt kurz sortiert, kommt von regulatorischer Seite Bewegung ins Spiel – und zwar deutlich. Paul Atkins, Vorsitzender der US-Börsenaufsicht SEC, nutzte das jüngste Treffen der sogenannten Crypto Task Force, um klare Worte zu finden. Sein Ziel ist ambitioniert: Die USA sollen unter Präsident Trump zur Krypto-Hauptstadt der Welt werden.
Damit das gelingen kann, brauche es eine neue regulatorische Basis. Atkins kritisierte, dass die SEC bisher zu sehr in starren Abteilungen gedacht und gehandelt habe – ein System, das mit der Dynamik von Krypto und Blockchain nicht mithalten könne. Das soll sich nun ändern.
Ein Schwerpunkt: Die Tokenisierung von Wertpapieren. Immer mehr Vermögenswerte wandern von klassischen Datenbanken auf Blockchains. Atkins will dafür einheitliche, verständliche und praxisnahe Richtlinien schaffen – vor allem für Krypto-Assets, die unter die Wertpapierregulierung oder unter sogenannte Investmentverträge fallen.
Dabei betonte er ausdrücklich: „Politik soll künftig nicht mehr durch Einzelfallentscheidungen oder Strafmaßnahmen entstehen.“ Stattdessen will er gemeinsam mit der Task Force ein Regelwerk entwickeln, das der Realität im Markt gerecht wird – und allen Beteiligten Planungssicherheit gibt.
Passend dazu die große Nachricht: Die SEC und Ripple haben sich nach Jahren des Rechtsstreits geeinigt. Ripple zahlt 50 Millionen US-Dollar an die Aufsichtsbehörde – deutlich weniger als die ursprünglichen 125 Millionen, die ein Gericht noch 2024 angesetzt hatte. Beide Seiten lassen ihre Berufungen fallen. Damit ist der Fall, der seit Dezember 2020 die Branche beschäftigt, nun offiziell beendet.
Trotz der Rücksetzer sieht es charttechnisch nicht völlig schlecht aus für XRP. Der Kurs liegt weiter über den gleitenden Durchschnitten der letzten 50, 100 und 200 Tage – ein bullishes Signal. Vor allem die Zone rund um 2,23 US-Dollar bildet derzeit einen wichtigen Unterstützungsbereich.
Allerdings gibt es auch Warnzeichen. Der Relative Strength Index (RSI) ist aus dem überkauften Bereich zurückgekommen und liegt nun bei 63,17. Sollte der Wert weiter Richtung 50 sinken, könnte das Verkaufsdruck auslösen. Weitere Haltezonen liegen bei 2,40, 2,23 und schließlich bei 2,20 US-Dollar.
Der MACD, ein klassischer Trendfolgeindikator, bleibt weiter im grünen Bereich. Die MACD-Linie liegt über dem Signalwert, auch die Histogramme zeigen aktuell noch Stärke an. Sollte XRP die Marke von 2,40 US-Dollar halten, könnte es zu einem neuen Anlauf auf die oberen Widerstände kommen.
Die nächsten Ziele auf der Oberseite sind klar: Zuerst die Zone bei 2,80 US-Dollar, die zuletzt im Februar eine Hürde darstellte. Und dann natürlich die psychologisch wichtige 3-Dollar-Marke – zuletzt im März erreicht.
Der XRP-Kurs hat Luft abgelassen – das war nach dem starken Anstieg der letzten Tage fast zu erwarten. Die Gewinnmitnahmen sind logisch, der Rücksetzer technisch nachvollziehbar. Spannender aber ist das, was sich abseits der Kurstafel tut: Mit Paul Atkins an der Spitze der SEC könnte sich die regulatorische Landschaft in den USA fundamental verändern. Und damit der Grundstein für eine neue Wachstumsphase im Krypto-Markt gelegt werden.
Ripple hat seinen größten rechtlichen Klotz vom Bein – das Verfahren mit der SEC ist abgeschlossen, die Strafe moderat. Für Anleger mit Weitblick eröffnet sich damit eine neue Perspektive. Wer an XRP glaubt, sollte den aktuellen Rücksetzer nicht automatisch als Schwäche deuten – sondern vielleicht als Chance, bevor der Markt die Richtung neu justiert.