EUR/USD setzt am Freitag seine Aufwärtsbewegung nach einem Korrekturmove am Vortag fort. Das Hauptwährungspaar springt während der europäischen Handelszeiten auf fast 1,1350, während der US-Dollar (USD) nach einer kurzlebigen Erholung am Donnerstag nachgibt. Der US-Dollar-Index (DXY), der den Wert des Greenback gegenüber sechs wichtigen Währungen verfolgt, fällt auf ein Zwei-Wochen-Tief von etwa 99,40.
Die Marktteilnehmer setzen weiterhin auf den Verkauf des US-Dollars, da der neue Steuerentwurf von US-Präsident Donald Trump die Bedenken über die fiskalische Gesundheit des Landes verstärkt hat. Der neue Entwurf umfasst Steuererleichterungen und höhere Ausgaben für Verteidigung und Einwanderungskontrollen, unter anderem, und wird voraussichtlich die Staatsverschuldung um 3,8 Billionen Dollar im nächsten Jahrzehnt erhöhen, so das überparteiliche Congressional Budget Office.
Investoren sind besorgt, dass die zusätzliche Belastung der Staatsverschuldung zu einer weiteren Abwertung der US-Kreditwürdigkeit führen könnte. In der vergangenen Woche hat Moody’s die US-Staatsanleihe um eine Stufe von Aaa auf Aa1 herabgestuft und dabei das Versagen aufeinanderfolgender Regierungen und des Kongresses angeführt, Maßnahmen zu ergreifen, um „den Trend großer jährlicher fiskalischer Defizite und wachsender Zinskosten umzukehren“.
Das Szenario einer langfristigen Herabstufung der Emittentenbewertung könnte zu einem Anstieg der Kreditkosten für die Regierung führen, was die Ausgabenkapazität zukünftiger Generationen einschränkt oder das Ausleihen für sie teurer macht.
Die Verabschiedung von Trumps neuem Gesetz wird auch erwartet, um die Inflationserwartungen der Verbraucher zu beschleunigen, da davon ausgegangen wird, dass Steuererleichterungen für Haushalte zu einem Anstieg der Gesamtausgaben führen und letztendlich den Preisdruck erhöhen. Dieses Szenario würde die Vertreter der Federal Reserve (Fed) davon abhalten, die Zinssätze zu senken.
Fed-Vertreter haben angedeutet, dass geldpolitische Anpassungen zum aktuellen Zeitpunkt nicht angemessen sind, da die Unsicherheit über die wirtschaftliche Perspektive unter der Führung von US-Präsident Trump ungewöhnlich hoch ist.
EUR/USD springt am Freitag auf fast 1,1350. Der kurzfristige Ausblick für das Paar ist bullish, da es über dem 20-Tage-Exponential Moving Average (EMA) liegt, der bei etwa 1,1255 liegt.
Der 14-Perioden Relative Strength Index (RSI) steigt auf etwa 60,00. Bullen würden aktiv werden, wenn der RSI über dieses Niveau hinaus bricht.
Nach oben hin wird das Hoch vom 28. April bei 1,1425 der wichtigste Widerstand für das Paar sein. Umgekehrt wird das psychologische Niveau von 1,1000 eine wichtige Unterstützung für die Euro-Bullen darstellen.
Der Euro ist die Währung der 19 Länder der Europäischen Union, die zur Eurozone gehören. Nach dem US-Dollar ist er die am zweithäufigsten gehandelte Währung der Welt. Im Jahr 2022 machte er 31 % aller Devisentransaktionen aus, mit einem durchschnittlichen Tagesumsatz von über 2,2 Billionen US-Dollar pro Tag. Der EUR/USD ist das am meisten gehandelte Währungspaar der Welt und macht schätzungsweise 30 % aller Transaktionen aus. Es folgen der EUR/JPY mit 4 %, der EUR/GBP mit 3 % und der EUR/AUD mit 2 %.
Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt, Deutschland, ist die Zentralbank der Eurozone. Sie legt die Zinssätze fest und steuert die Geldpolitik. Das Hauptziel der EZB ist die Preisstabilität, was entweder die Kontrolle der Inflation oder die Förderung des Wachstums bedeutet. Ihr wichtigstes Instrument ist die Anhebung oder Senkung der Zinssätze. Relativ hohe Zinssätze oder die Erwartung höherer Zinssätze stärken in der Regel den Euro und umgekehrt. Der EZB-Rat trifft geldpolitische Entscheidungen in acht Sitzungen pro Jahr. Diese werden von den Leitern der nationalen Zentralbanken der Eurozone und sechs ständigen Mitgliedern, darunter EZB-Präsidentin Christine Lagarde, getroffen.
Die Inflation in der Eurozone, gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), ist ein entscheidender Faktor für den Euro. Übertrifft die Inflation die Erwartungen und das Ziel von 2 % der Europäischen Zentralbank (EZB), wird die EZB wahrscheinlich die Zinsen anheben müssen, um die Preisstabilität zu sichern. Höhere Zinsen im Vergleich zu anderen Währungsräumen machen den Euro attraktiver für globale Investoren und stärken somit die Währung.
Veröffentlichungen von Wirtschaftsdaten beeinflussen die Gesundheit der Wirtschaft und somit den Euro. Indikatoren wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP), Einkaufsmanagerindizes (PMI), Beschäftigungszahlen und Konsumentenstimmung geben Hinweise auf die Entwicklung der gemeinsamen Währung. Eine starke Wirtschaft stützt den Euro, da sie ausländische Investitionen anzieht und möglicherweise die Europäische Zentralbank (EZB) zu Zinserhöhungen bewegt. Schwache Daten hingegen lassen den Euro oft fallen. Besonders relevant sind hierbei die Daten der vier größten Volkswirtschaften des Euroraums – Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien –, die rund 75 % der Eurozonen-Wirtschaft ausmachen.
Ein entscheidender Faktor für den Euro ist die Handelsbilanz, die den Unterschied zwischen den Einnahmen aus Exporten und den Ausgaben für Importe eines Landes über einen bestimmten Zeitraum misst. Wenn ein Land gefragte Exportgüter herstellt, erhöht sich die Nachfrage nach seiner Währung, da ausländische Käufer diese Waren erwerben wollen. Eine positive Handelsbilanz stärkt somit den Euro, während ein Handelsdefizit die Währung unter Druck setzen kann.