Das Währungspaar EUR/USD zieht sich am Freitag in der frühen europäischen Sitzung von einem 10-Wochen-Hoch auf etwa 1,1735 zurück, belastet durch eine bescheidene Erholung des US-Dollars (USD). Das potenzielle Abwärtspotenzial für das Hauptwährungspaar könnte angesichts der Aussicht auf Zinssenkungen der US-Notenbank (Fed) im nächsten Jahr begrenzt sein. Die endgültige Lesung des deutschen harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) wird später am Freitag veröffentlicht.
Die US-Notenbank senkte die Zinssätze am Ende ihrer zweitägigen Sitzung am Mittwoch um 25 Basispunkte (bps) und markierte damit die dritte Zinssenkung des Jahres. Die Fed-Vertreter waren sich über die Entscheidung, die Zinsen auf eine Spanne von 3,50%-3,75% zu senken, uneinig, wobei die Entscheidungsträger auf beiden Seiten widersprachen. Die Kommentare von Fed-Vorsitzendem Jerome Powell wurden von den Händlern als weniger hawkisch als erwartet angesehen und übten einen gewissen Verkaufsdruck auf den Greenback gegenüber dem Euro (EUR) aus.
Darüber hinaus könnten erneute Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit der Fed unter der Verwaltung von US-Präsident Donald Trump zum Abwärtstrend des USD beitragen. Die Wall Street sieht den Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Kevin Hassett, nach wie vor als den wahrscheinlichsten Kandidaten, um der nächste Fed-Vorsitzende zu werden. Analysten glauben, dass Hassett voraussichtlich für weitere Zinssenkungen plädieren wird.
Steigende Wetten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) mit Zinssenkungen abgeschlossen hat, könnten die Gemeinschaftswährung kurzfristig stützen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde bekräftigte, dass die derzeitige geldpolitische Haltung in einer guten Position sei. In der Zwischenzeit erklärten die EZB-Vertreter Francois Villeroy de Galhau und Gediminas Simkus, dass es keinen unmittelbaren Grund gebe, die Zinsen zu senken oder zu erhöhen, da die derzeitige Politik als „gut aufgestellt“ angesehen wird.
Händler werden später am Tag weitere Hinweise aus den Äußerungen der Fed-Vertreter aufnehmen. Die Präsidentin der Cleveland Fed, Beth Hammack, und der Präsident der Chicago Fed, Austan Goolsbee, sind für eine Ansprache eingeplant. Jegliche hawkischen Äußerungen von Fed-Vertretern könnten helfen, die Verluste des USD kurzfristig zu begrenzen.
Der Euro ist die Währung der 19 Länder der Europäischen Union, die zur Eurozone gehören. Nach dem US-Dollar ist er die am zweithäufigsten gehandelte Währung der Welt. Im Jahr 2022 machte er 31 % aller Devisentransaktionen aus, mit einem durchschnittlichen Tagesumsatz von über 2,2 Billionen US-Dollar pro Tag. Der EUR/USD ist das am meisten gehandelte Währungspaar der Welt und macht schätzungsweise 30 % aller Transaktionen aus. Es folgen der EUR/JPY mit 4 %, der EUR/GBP mit 3 % und der EUR/AUD mit 2 %.
Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt, Deutschland, ist die Zentralbank der Eurozone. Sie legt die Zinssätze fest und steuert die Geldpolitik. Das Hauptziel der EZB ist die Preisstabilität, was entweder die Kontrolle der Inflation oder die Förderung des Wachstums bedeutet. Ihr wichtigstes Instrument ist die Anhebung oder Senkung der Zinssätze. Relativ hohe Zinssätze oder die Erwartung höherer Zinssätze stärken in der Regel den Euro und umgekehrt. Der EZB-Rat trifft geldpolitische Entscheidungen in acht Sitzungen pro Jahr. Diese werden von den Leitern der nationalen Zentralbanken der Eurozone und sechs ständigen Mitgliedern, darunter EZB-Präsidentin Christine Lagarde, getroffen.
Die Inflation in der Eurozone, gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), ist ein entscheidender Faktor für den Euro. Übertrifft die Inflation die Erwartungen und das Ziel von 2 % der Europäischen Zentralbank (EZB), wird die EZB wahrscheinlich die Zinsen anheben müssen, um die Preisstabilität zu sichern. Höhere Zinsen im Vergleich zu anderen Währungsräumen machen den Euro attraktiver für globale Investoren und stärken somit die Währung.
Veröffentlichungen von Wirtschaftsdaten beeinflussen die Gesundheit der Wirtschaft und somit den Euro. Indikatoren wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP), Einkaufsmanagerindizes (PMI), Beschäftigungszahlen und Konsumentenstimmung geben Hinweise auf die Entwicklung der gemeinsamen Währung. Eine starke Wirtschaft stützt den Euro, da sie ausländische Investitionen anzieht und möglicherweise die Europäische Zentralbank (EZB) zu Zinserhöhungen bewegt. Schwache Daten hingegen lassen den Euro oft fallen. Besonders relevant sind hierbei die Daten der vier größten Volkswirtschaften des Euroraums – Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien –, die rund 75 % der Eurozonen-Wirtschaft ausmachen.
Ein entscheidender Faktor für den Euro ist die Handelsbilanz, die den Unterschied zwischen den Einnahmen aus Exporten und den Ausgaben für Importe eines Landes über einen bestimmten Zeitraum misst. Wenn ein Land gefragte Exportgüter herstellt, erhöht sich die Nachfrage nach seiner Währung, da ausländische Käufer diese Waren erwerben wollen. Eine positive Handelsbilanz stärkt somit den Euro, während ein Handelsdefizit die Währung unter Druck setzen kann.