Das Währungspaar EUR/GBP notiert in der frühen europäischen Sitzung am Freitag auf einem flachen Niveau nahe 0,8735. Bedenken hinsichtlich britischer Steuererhöhungen und eine dovishe Haltung der Bank of England (BoE) könnten Druck auf das britische Pfund ausüben. Händler werden weitere Hinweise aus der dritten Schätzung des BIP-Wachstums für das dritte Quartal (Q3) der Eurozone später am Freitag aufnehmen.
Anzeichen einer schwächelnden britischen Wirtschaft und das britische Herbstbudget im November haben die Wetten auf eine Zinssenkung der BoE im Dezember verstärkt. Der britische Premierminister Keir Starmer betonte die Notwendigkeit, die Inflation und die Zinssätze zu senken, um die Unternehmensinvestitionen und das Wirtschaftswachstum zu fördern. Die britische Zentralbank wird voraussichtlich ihre Zinssätze am 18. Dezember um 25 Basispunkte (bps) auf 3,75% senken, angesichts eines abkühlenden britischen Arbeitsmarktes. Dies könnte das GBP untergraben und Rückenwind für das Währungspaar schaffen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) ließ ihre Leitzinsen in der Oktobersitzung unverändert, wobei der Einlagenzins bei 2,00% blieb. Die nächste geldpolitische Sitzung ist für den 18. Dezember angesetzt. Die Finanzmärkte prognostizieren, dass die Zinssätze bei der bevorstehenden Sitzung unverändert bleiben und haben die Erwartungen an Zinssenkungen im Jahr 2026 erheblich reduziert.
Steigende Erwartungen, dass die EZB mit Zinssenkungen abgeschlossen hat, könnten den EUR kurzfristig gegenüber dem GBP stützen. Analysten von Goldman Sachs erwarten, dass der Einlagenzins bis 2026 bei 2,0% bleibt, es sei denn, die Inflation sinkt erheblich. Unterdessen sehen die Ökonomen der Deutschen Bank eine Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte (bps) bis Ende 2026, da sie von inflationsbedingtem Druck ausgehen.
Der Euro ist die Währung der 19 Länder der Europäischen Union, die zur Eurozone gehören. Nach dem US-Dollar ist er die am zweithäufigsten gehandelte Währung der Welt. Im Jahr 2022 machte er 31 % aller Devisentransaktionen aus, mit einem durchschnittlichen Tagesumsatz von über 2,2 Billionen US-Dollar pro Tag. Der EUR/USD ist das am meisten gehandelte Währungspaar der Welt und macht schätzungsweise 30 % aller Transaktionen aus. Es folgen der EUR/JPY mit 4 %, der EUR/GBP mit 3 % und der EUR/AUD mit 2 %.
Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt, Deutschland, ist die Zentralbank der Eurozone. Sie legt die Zinssätze fest und steuert die Geldpolitik. Das Hauptziel der EZB ist die Preisstabilität, was entweder die Kontrolle der Inflation oder die Förderung des Wachstums bedeutet. Ihr wichtigstes Instrument ist die Anhebung oder Senkung der Zinssätze. Relativ hohe Zinssätze oder die Erwartung höherer Zinssätze stärken in der Regel den Euro und umgekehrt. Der EZB-Rat trifft geldpolitische Entscheidungen in acht Sitzungen pro Jahr. Diese werden von den Leitern der nationalen Zentralbanken der Eurozone und sechs ständigen Mitgliedern, darunter EZB-Präsidentin Christine Lagarde, getroffen.
Die Inflation in der Eurozone, gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), ist ein entscheidender Faktor für den Euro. Übertrifft die Inflation die Erwartungen und das Ziel von 2 % der Europäischen Zentralbank (EZB), wird die EZB wahrscheinlich die Zinsen anheben müssen, um die Preisstabilität zu sichern. Höhere Zinsen im Vergleich zu anderen Währungsräumen machen den Euro attraktiver für globale Investoren und stärken somit die Währung.
Veröffentlichungen von Wirtschaftsdaten beeinflussen die Gesundheit der Wirtschaft und somit den Euro. Indikatoren wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP), Einkaufsmanagerindizes (PMI), Beschäftigungszahlen und Konsumentenstimmung geben Hinweise auf die Entwicklung der gemeinsamen Währung. Eine starke Wirtschaft stützt den Euro, da sie ausländische Investitionen anzieht und möglicherweise die Europäische Zentralbank (EZB) zu Zinserhöhungen bewegt. Schwache Daten hingegen lassen den Euro oft fallen. Besonders relevant sind hierbei die Daten der vier größten Volkswirtschaften des Euroraums – Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien –, die rund 75 % der Eurozonen-Wirtschaft ausmachen.
Ein entscheidender Faktor für den Euro ist die Handelsbilanz, die den Unterschied zwischen den Einnahmen aus Exporten und den Ausgaben für Importe eines Landes über einen bestimmten Zeitraum misst. Wenn ein Land gefragte Exportgüter herstellt, erhöht sich die Nachfrage nach seiner Währung, da ausländische Käufer diese Waren erwerben wollen. Eine positive Handelsbilanz stärkt somit den Euro, während ein Handelsdefizit die Währung unter Druck setzen kann.