EUR/GBP hält sich zum zweiten Mal in Folge und handelt während der asiatischen Sitzung am Donnerstag um die Marke von 0,8500. Allerdings könnte das Aufwärtspotenzial des EUR/GBP-Cross begrenzt sein, da der Euro (EUR) vorsichtig handelt, nachdem die vorläufigen HICP-Daten für April aus Deutschland und Frankreich schwächer als erwartet ausgefallen sind, während die Werte aus Italien und Spanien stabil bleiben.
Diese Zahlen deuten auf moderate inflationäre Druck in den größten Volkswirtschaften der Eurozone hin und verstärken die Markterwartungen für eine weitere geldpolitische Lockerung durch die Europäische Zentralbank (EZB). Eine Zinssenkung um 25 Basispunkte ist nun fast vollständig für die Sitzung der EZB im Juni eingepreist, da die Entscheidungsträger mit weiteren Rückgängen bei Inflation und wirtschaftlicher Aktivität rechnen, angesichts der Auswirkungen neuer US-Zölle auf ihre Handelspartner.
Trotz potenzieller Gegenwinde für den Euro könnte der EUR/GBP-Cross Unterstützung von einem schwächeren Pfund Sterling (GBP) gegenüber seinen Mitbewerbern finden, da die Stimmung gegenüber der Bank of England (BoE) zunehmend dovish wird. Die Märkte erwarten nun eine Zinssenkung um 25 Basispunkte bei der bevorstehenden geldpolitischen Entscheidung der BoE am 8. Mai. Diese Erwartungen haben sich verstärkt, da Bedenken bestehen, dass die neuen Zollmaßnahmen der USA die globale Inflation reduzieren und das Wirtschaftswachstum im Vereinigten Königreich belasten könnten.
Die BoE-Politikerin Megan Greene verstärkte den dovishen Ton und erklärte in einer Rede beim Atlantic Council am Freitag, dass der potenzielle Handelskonflikt einen "netto disinflationären" Effekt auf die britische Wirtschaft haben würde. Greene wies auch auf Risiken auf dem Arbeitsmarkt hin und nannte den kürzlichen Anstieg der nationalen Versicherungsbeiträge für Arbeitgeber von 13,8% auf 15%, der in diesem Monat in Kraft trat.
Zentralbanken wie die US-Notenbank oder die Europäische Zentralbank haben die Aufgabe, Preisstabilität zu gewährleisten. Dies erreichen sie, indem sie die Zinsen anpassen und so die Inflation kontrollieren.
Zentralbanken haben ein zentrales Instrument, um die Inflation zu steuern: den Leitzins. Zu festgelegten Terminen veröffentlicht die Bank ihre Zinsentscheidung, in der sie den Leitzins entweder beibehält, senkt oder anhebt. Dies beeinflusst die Zinssätze von Sparguthaben und Krediten, was wiederum Auswirkungen auf das Spar- und Investitionsverhalten der Wirtschaft hat. Zinserhöhungen werden als geldpolitische Straffung bezeichnet, Zinssenkungen als geldpolitische Lockerung.
Eine Zentralbank agiert häufig unabhängig von der Politik. Bevor Mitglieder in den geldpolitischen Rat berufen werden, durchlaufen sie verschiedene Anhörungen und Prüfungen. Jedes Mitglied bringt dabei seine eigene Überzeugung mit, wie die Zentralbank Inflation steuern und die Geldpolitik gestalten sollte. Befürworter einer lockeren Geldpolitik, die niedrige Zinsen und günstige Kredite fördern, um das Wirtschaftswachstum anzutreiben – selbst auf Kosten einer leicht über 2 % liegenden Inflation –, werden als „Tauben“ bezeichnet. „Falken“ hingegen bevorzugen höhere Zinsen, um Sparen zu belohnen, und sehen es als ihre Priorität, die Inflation unter Kontrolle zu halten, bis sie bei oder unter 2 % liegt.
Normalerweise wird jede Sitzung einer Zentralbank von einem Vorsitzenden oder Präsidenten geleitet, der zwischen den verschiedenen Lagern – den sogenannten „Falken“ und „Tauben“ – einen Konsens herstellen muss. Kommt es zu einem Patt bei der Abstimmung, entscheidet der Vorsitzende und verhindert so eine 50:50-Stimmengleichheit über mögliche geldpolitische Anpassungen. Der Vorsitzende hält zudem regelmäßig öffentliche Reden, in denen die aktuelle geldpolitische Ausrichtung und zukünftige Erwartungen kommuniziert werden – diese können oft live mitverfolgt werden. Das Ziel einer Zentralbank ist es, ihre geldpolitischen Maßnahmen umzusetzen, ohne dabei heftige Schwankungen bei Zinssätzen, Aktienmärkten oder der eigenen Währung auszulösen. Bereits vor geldpolitischen Sitzungen geben die Mitglieder ihre Einschätzungen indirekt an die Märkte weiter. In den letzten Tagen vor einer Sitzung herrscht jedoch eine „Blackout-Periode“, während der die Mitglieder keine öffentlichen Äußerungen machen dürfen, bis die neuen Maßnahmen offiziell verkündet wurden.