Hawkish trotz XL-Zinssenkung? Capital Economics zur neuen Fed-Strategie
Investing.com - Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat ihren Leitzins am Mittwoch um 50 Basispunkte gesenkt, womit dieser nun in einer Spanne zwischen 4,75 % und 5,00 % liegt. Die Entscheidung fiel jedoch nicht einstimmig aus, und die neuen Zinsprognosen deuten auf kleinere Schritte von jeweils 25 Basispunkten bei den verbleibenden zwei Sitzungen des Offenmarktausschusses (FOMC) in diesem Jahr hin.
Paul Ashworth, Chefökonom für Nordamerika bei Capital Economics, beschreibt die heutige Entscheidung als „hawkishen Schritt um 50 Basispunkte“. Bereits Ende letzter Woche hätten Medienberichte angedeutet, dass die Diskussion innerhalb der Fed über eine Zinssenkung um 25 oder 50 Basispunkte enger verlaufe, als dies zuvor vom Markt erwartet wurde. Die Entscheidung der Fed, den Zinssenkungszyklus mit einem kräftigen Schritt einzuleiten, sei daher keine völlige Überraschung gewesen. Laut Ashworth könne dies jedoch der einzige große Schritt bleiben.
Die neuen Projektionen der Fed zeigen, dass die Meinungen der Entscheidungsträger über das Zinsniveau zum Jahresende geteilt sind. Eine knappe Mehrheit spricht sich für zwei weitere Senkungen um jeweils 25 Basispunkte aus, was den Leitzins auf eine Spanne zwischen 4,25 % und 4,50 % senken würde. Neun der Fed-Mitglieder plädieren jedoch für maximal eine weitere Zinssenkung in diesem Jahr.
Für das kommende Jahr wurde der mittlere Zinssatz von 4,1 % auf 3,4 % gesenkt. Die Projektionen verteilen sich auf eine Spanne zwischen 3,25 % bis 3,50 % und 3,00 % bis 3,25 %, was einer Gesamtlockerung um insgesamt 200 bis 225 Basispunkte entspricht.
Die neuen Wirtschaftsprognosen der Fed erklären auch die Zurückhaltung, den Zinssenkungszyklus zu beschleunigen. So wird die Arbeitslosenquote auf ihrem Höhepunkt bei 4,4 % erwartet, und es soll noch zwei Jahre dauern, bis die Kerninflation (PCE) wieder das Ziel von 2 % erreicht. Diese Einschätzungen decken sich weitgehend mit den eigenen Prognosen von Capital Economics, so Ashworth. Seiner Ansicht nach wird die Arbeitslosenquote etwas höher ausfallen, während die Inflation schneller ihr Ziel erreichen könnte. Zudem erwartet er ein leicht stärkeres BIP-Wachstum.
Basierend auf der heutigen größeren Zinssenkung erwartet Capital Economics nun eine Gesamtreduzierung des Leitzinses um 100 Basispunkte in diesem Jahr – zwei Schritte um jeweils 25 Basispunkte bei den verbleibenden FOMC-Sitzungen. Der Leitzins werde Mitte 2025 voraussichtlich auf einem Tiefpunkt zwischen 3,00 % und 3,25 % liegen, bevor eine Erholung des Wirtschaftswachstums die Fed dazu veranlassen könnte, ihre Zinspolitik zu überdenken, so Ashworth.
Dem Begleittext der Fed zufolge gibt es derzeit keine übermäßigen Befürchtungen, dass es zu einer unmittelbaren Rezession kommen könnte. Das Wirtschaftswachstum wurde als solide beschrieben. Capital Economics prognostiziert für das dritte Quartal ein BIP-Wachstum von 2,5 %, während eine aktuelle Nowcast-Prognose sogar von 2,9 % ausgeht.
Per Saldo, so Ashworth abschließend, sei trotz des größeren Schrittes heute davon auszugehen, dass die Fed eine vorsichtigere Gangart an den Tag legen werde, es sei denn, die Risiken für den Arbeitsmarkt nähmen zu.
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