Wenn Sie zum ersten Mal Trading Charts betrachten, kann es sich anfühlen, als ob Sie versuchen, eine fremde Sprache zu entziffern. Die Linien, Muster und Indikatoren mögen im ersten Moment überwältigend erscheinen, aber das Verständnis dieser visuellen Hilfsmittel ist wichtig, um fundierte Handelsentscheidungen zu treffen. Trading Charts sind die Roadmaps der Finanzmärkte, die vergangene Kursbewegungen veranschaulichen und Einblicke in mögliche zukünftige Trends bieten.
Verschiedene Arten von Trading Charts
Bevor wir uns mit spezifischen Mustern befassen, sollten wir uns mit den gebräuchlichen Chart-Typen beschäftigen, die Sie bei Ihren Trades verwenden werden.
Der universelle Candlestick Chart
Candlestick Charts (zu deutsch »Kerzendiagramme«) wurden vor Jahrhunderten in Japan entwickelt und gehören bis heute zu den beliebtesten Analyse-Tools für Händler. Jedes »Kerzenchart« steht für einen bestimmten Zeitraum (Minuten, Stunden, Tage) und zeigt vier wichtige Kurspunkte an: Eröffnungskurs, Schlusskurs, Hoch und Tief.
Der rechteckige Teil der Kerze (der sogenannte »Körper«) zeigt den Eröffnungs- und den Schlusskurs an. Wenn der Schlusskurs höher ist als der Eröffnungskurs, ist der Kerzenkörper in der Regel grün oder weiß. Ist der Schlusskurs niedriger als der Eröffnungskurs, wird der Körper rot oder schwarz dargestellt. Die dünnen Linien, die sich vom Körper aus erstrecken (genannt »Dochte« oder »Schatten«), zeigen die höchsten und niedrigsten Kurse an, die innerhalb dieses Zeitraums erreicht wurden.
Moderne Handelsplattformen zeigen diese Charts übersichtlich mit anpassbaren Zeitrahmen (5 Minuten, 30 Minuten, 1 Stunde, 4 Stunden, Tag, Woche, Monat usw.) an, sodass Sie die Marktaktivitäten je nach Ihrem Handelsstil vergrößert oder verkleinert darstellen können.
Liniencharts oder Candlestick Charts?
Liniencharts (Liniendiagramme) verbinden die Schlusskurse mit einer einfachen Linie und zeigen die Trends der Kursbewegungen ohne die zusätzlichen Datenpunkte der Candlestick Charts an. Diese vereinfachte Darstellung macht sie in bestimmten Situationen nützlich.
Sie können Liniendiagramme verwenden, wenn:
- Sie sich ausschließlich auf den Gesamttrend konzentrieren möchten, ohne von der Preisvolatilität abgelenkt zu werden
- Sie langfristige historische Bewegungen analysieren, bei denen die Details weniger bedeutsam sind
- Sie ein Anfänger sind, der sich noch mit den Grundlagen des Chart-Lesens vertraut machen muss
- Sie Unterstützungs- und Widerstandsniveaus deutlicher erkennen möchten
Sie können Kerzendiagramme verwenden, wenn:
- Sie die Marktstimmung anhand der Beziehungen von Eröffnungskurs, Hoch, Tief und Schlusskurs analysieren möchten
- Sie nach bestimmten Umkehr- oder Fortsetzungsmustern suchen
- Sie Day Trading oder Swing Trading betreiben, bei denen die Details der Preisbewegung von großer Bedeutung sind
- Sie die Volatilität des Marktes anhand der Länge der Dochte einschätzen möchten
- Sie Entscheidungen auf der Grundlage von Candlestick-Mustern wie Doji, Hammer oder Engulfing (siehe unten) treffen wollen
Handelsplattformen ermöglichen es Ihnen in der Regel, mit einem einzigen Klick zwischen diesen Chart-Typen zu wechseln, so dass Sie für Ihre Analyse die am besten geeignete optische Darstellung wählen können.
Lesen eines Kerzendiagramms mit Verständnis
Das Verstehen von Kerzendiagrammen ist der erste Schritt zum Erkennen potenzieller Marktchancen.
Grundlegende Candlestick-Formen, die Sie kennen sollten
Einzelne Candlestick-Formen wie der Doji (ein kleiner Kerzenkörper mit langen Dochten) können auf Unentschlossenheit im Markt hindeuten. Hämmer und Sternschnuppen (kleine Kerzenkörper mit einem einzigen langen Docht) können auf mögliche Umkehrungen hinweisen.
Mehrere Kerzenformen hintereinander deuten auf eine komplexere Situation hin. Bei der sogenannten Engulfing-Formation beispielsweise umfasst der (größere) Körper der zweiten Kerze eine eine vorherige kleinere Kerze vollständig und »verschlingt« sie. Diese Formation signalisiert potenziell eine Trendumkehr.
Am besten betrachten Sie solche Formationen als eine Art Textnachrichten des Marktes. Ein Doji ist dann in etwa so, als würden Sie ein »Vielleicht« gesendet bekommen, wenn Sie jemanden fragen, ob er oder Sie mit Ihnen ausgehen möchte.
Die wichtigsten Chart-Indikatoren für Trader
Moderne Handelsplattformen bieten in der Regel mehrere wichtige Indikatoren, die Ihre Fähigkeiten beim Lesen von Charts verbessern können. Diese Instrumente helfen Ihnen, Trends, Impulse und potenzielle Umkehrpunkte zu erkennen.
MA – Moving Average
Der Moving Average (zu Deutsch »gleitender Durchschnitt«) berechnet den Durchschnittspreis über einen bestimmten Zeitraum und bildet eine durchgängige Linie, die dabei hilft, die allgemeine Trendrichtung zu erkennen und gleichzeitig das »Marktrauschen« herauszufiltern. Bei einem 20-Tage-MA werden beispielsweise die Schlusskurse der letzten 20 Tage addiert und durch 20 dividiert.
Wenn der Kurs über dem MA liegt, kann dies ein Zeichen für einen Aufwärtstrend sein. Liegt er darunter, kann das auf einen Abwärtstrend hindeuten. »Crossovers« (Schnittpunke – wenn sich der Kurs von einer Seite des MA zur anderen bewegt) können potenzielle Trendwechsel signalisieren.
In der Praxis könnte ein Trader den 200-Tage-MA verwenden, um den langfristigen Trend zu erkennen, und den 50-Tage-MA als mittelfristigen Trendindikator. Wenn beide steigen und der Kurs über beiden Linien liegt, könnte dies ein Hinweis auf einen Aufwärtstrend sein.
EMA – Exponential Moving Average
Der Exponential Moving Average (zu Deutsch »exponentiell gleitender Durchschnitt«) funktioniert ähnlich wie der MA, berücksichtigt aber die jüngsten Kurse stärker und reagiert somit besser auf neue Informationen. Aufgrund seiner Empfänglichkeit für Marktveränderungen kann der EMA bei kurzfristigen Markteinschätzungen nützlich sein.
Wenn sie MA und EMA gemeinsam verwenden, achten Händler oft darauf, ob der schnellere EMA den langsameren MA überschreitet (was ein potenziell bullisches Chartmuster darstellt) oder ob er ihn unterschreitet (was ein potenziell bearisches Signal darstellt). Wenn beispielsweise ein 20-Tage-EMA einen 50-Tage-MA überkreuzt, könnte dies auf ein zunehmendes bullisches Momentum hindeuten.
Vergleichen Sie das Ganze einfach damit, wie Sie Ihre jüngsten Ausgabengewohnheiten beurteilen würden. Konzentrieren Sie sich eher darauf, was Sie in der letzten Woche ausgegeben haben (was einem EMA entsprechen würde)? Oder arbeiten Sie lieber mit dem Durchschnittswert ihrer Ausgaben der letzten drei Monate (wie beim Standard-MA)?
BOLL – Bollinger Bands
Bollinger Bands (auch bekannt als »Bollinger-Bänder«) bestehen aus drei Linien: einem mittleren Band (in der Regel ein gleitender Durchschnitt über 20 Perioden) sowie einem oberen und einem unteren Band, die auf Standardabweichungen von diesem Durchschnitt festgelegt sind. Diese Bänder erweitern und verringern sich je nach Marktvolatilität.
Wenn sich die Bänder verengen, kann dies auf eine niedrige Volatilität hindeuten und möglicherweise eine bevorstehende bedeutende Kursbewegung signalisieren. Wenn sie breiter werden, ist die Volatilität hoch. Die Kurse neigen dazu, zwischen den oberen und unteren Bändern hin und her zu schwanken, so dass sie nützlich sind, um potenzielle Umkehrpunkte zu identifizieren.
Stellen Sie sich die Bollinger-Bänder wie die Grenzen eines Flusses vor. In der Trockenzeit verengen sich die Flussufer. Bei Hochwasser weiten sie sich aus. Der Handel in schmalen Bändern ist wie eine Kanufahrt auf einem ruhigen, berechenbaren Fluss. Doch wenn sich die Bänder verbreitern, fahren Sie auf Stromschnellen zu – das Risiko erhöht sich, aber zugleich auch das Potenzial für größere Kursbewegungen.
Alles auf einen Blick: Ein praktisches Trading Chart-Szenario
Lassen Sie uns das Gelernte auf ein gängiges Szenario anwenden: Ein Trader beobachtet CFDs auf EUR/USD mithilfe eines täglichen Candlestick Charts.
Der Händler stellt fest, dass die Kurse einen Aufwärtstrend mit einer Reihe von höheren Hochs und höheren Tiefs aufweisen. Die Aktivierung des MA-Indikators zeigt, dass der Kurs deutlich über dem gleitenden 50-Tage-Durchschnitt (50-Tage-MA) liegt, was den Aufwärtstrend bestätigt.
Der Trader nimmt daraufhin den Bollinger Bands-Indikator hinzu und stellt fest, dass sich der Kurs dem oberen Band nähert, während die Bänder selbst breiter werden, was auf eine zunehmende Volatilität hindeutet. Aufgrund dieser Signale könnte er beschließen, genau auf Anzeichen für einen möglichen Pullback zu achten, insbesondere wenn sich in der Nähe des oberen Bandes eine bearische Candlestick-Formation bildet.
In der Zwischenzeit zeigt der EMA-Indikator an, dass der 20-Tage-EMA über den 50-Tages-MA gestiegen ist, was eine zusätzliche Bestätigung des bullischen Momentums darstellt. Diese Kombination aus Indikatoren und Candlestick-Formen vermittelt dem Händler ein umfassenderes Bild als jeder einzelne Faktor für sich.
Die nächsten Schritte zur Erkennung von Chartmustern
Bei der technischen Chartanalyse geht es nicht darum, sich Formen einzuprägen, sondern ein Gespür für die Psychologie der Märkte zu entwickeln. Beginnen Sie damit, sich auf einige grundlegende Muster und Indikatoren zu konzentrieren, anstatt alles auf einmal beherrschen zu wollen.
Üben Sie das Erkennen von Mustern mithilfe von historischen Charts und verfolgen Sie dann, wie der Markt reagiert hat. Viele Handelsplattformen bieten Demokonten an, mit denen Sie Ihre Fähigkeiten im Lesen von Charts testen können, ohne echtes Geld zu riskieren.
Denken Sie daran, dass das Lesen von Trading Charts nur ein Teil Ihrer Trading-Ausbildung ist. Schließlich benötigen Sie für einen umfassenden Ansatz nicht nur eine Chartanalyse, sondern auch ein Verständnis für Marktgrundlagen und eine solide Risikomanagement-Strategie.
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